Halle Halle: Hausmeister vor ungewisser Zukunft
HALLE/MZ. - Die Autos mit dem Logo - die Buchstaben HGB unter einem Giebel samt Bäumen - sind im Stadtbild sehr präsent. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte der Branchenriese Götz die Firma übernommen. Vor wenigen Tagen meldete HGB Insolvenz an.
Die Demonstration vor der Geschäftsstelle der IG Bauen-Agrar-Umwelt in Halle war kurz. Danach sprangen die Mitarbeiter in ihre Autos. Denn sie haben noch immer gut zu tun: Hunderte Objekte in Halle, aber auch in anderen Teilen Mitteldeutschlands, werden weiter von den Reinigungskolonnen und Hausmeisterdiensten bearbeitet. "Doch wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wie viele Jobs gehen flöten? Ein blödes Gefühl", sagte Daniel Schmidt. Seit neun Jahren ist er bei HGB, als Hausmeister. Sein Brutto-Stundenlohn beträgt über acht Euro, eine Reinigungskraft bekommt nach Tarif 6,58 Euro. Wie es weitergeht, das kann auch Herbert Feigel noch nicht sagen. Der Rechtsanwalt ist der vorläufige Insolvenzverwalter. "Wir arbeiten an einer Lösung. Es gibt mehrere Interessenten", hielt er sich bedeckt.
Ende vergangenen Jahres gab HGB-Chef Steffen Oehlschlegel seine Gesellschafteranteile (49 Prozent) an seine Mitgesellschafterin ab, die SVG, eine Tochter der Sparkasse Salzland (51 Prozent). Und die verkaufte in der gleichen Minute das gesamte Paket an die Götz-Gruppe. Ein Verantwortlicher der neuen HGB-Geschäftsführung war am Dienstag nicht zu erreichen. Doch die haben den Kauf sicher schnell bereut, vermutete Gewerkschafter Roland Hartung. Was die HGB-Beschäftigten am Dienstag aber buchstäblich auf die Straße trieb, war das Gerücht, der frühere Geschäftsführer wäre einer der Interessenten. "Dem haben wir doch alles zu verdanken", hieß es am Dienstag. Doch Oehlschlegel, der bereits eine neue Firma hat, widersprach: "Ich beteilige mich keinesfalls."
Der Betriebsrat erhob am Dienstag viele Vorwürfe gegen den früheren Chef, der die Firma seit 1992 aufgebaut hat. "Im vergangenen Jahr haben sich die unbezahlten Überstunden der Kollegen auf rund 11 600 angehäuft, 1 400 Urlaubstage blieben offen", hat Betriebsratschefin Petra Thiele-Anders zusammengezählt. Oehlschlägel wies die Vorwürfe zurück. Konkrete Aussagen zur Zukunft erhoffen sich die verunsicherten Mitarbeiter nun von einem am Mittwoch stattfindenden Treffen mit Geschäftsführung und Anwalt.