Halle Halle: Händler bangen um ihre Läden
Halle (Saale)/MZ. - Angelika Neitzel hat etliche schlaflose Nächte hinter sich. Die Inhaberin der Boutique Isa-Moden im Steinweg macht sich große Sorgen um ihr Geschäft. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Rannischen Platzes und damit im Bereich der Nazi-Demo am 1. Mai. "Mir macht die Gewaltbereitschaft Angst", sagt sie. Die beiden großen Schaufenster der Boutique zu verbarrikadieren, käme natürlich viel zu teuer: "Wir kleinen Geschäftsleute kämpfen ja schon so ums Überleben."
Deshalb überlegt sie, sich am Sonntag in ihrem Laden aufzuhalten, um bei Gefahr sofort reagieren zu können. Eine Möglichkeit wäre auch, mit anderen Händlern rund um den Rannischen Platz eine Art Wache einzurichten. Denn schlechte Erfahrungen mussten die Anlieger bereits mehrfach mit randalierenden Fußballfans machen.
Nach den Worten von Beate Fleischer, Vize-Chefin der City-Gemeinschaft, seien die Geschäftsleute im Innenstadtbereich generell besorgt. "Wir hoffen trotzdem sehr, dass nichts passiert und die Polizei die Situation im Griff hat", sagt sie. Ähnlich beurteilt auch Axel Prescher als Vermarktungs-Manager des Hauptbahnhofs die Nazi-Demo am Sonntag, die von der Ernst-Kamieth-Straße starten soll. Wenn es der Sicherheit diene, könnten nicht nur einzelne Läden schließen, sondern ganze Bereiche mit Gittern geschützt werden. Da der Sonntag aber der umsatzstärkste Tag sei, "bringt uns die Demo natürlich massive Verluste. Viele Kunden werden gar nicht erst kommen."
Vorbereitet hat sich auch das Hotel "Rotes Roß" am oberen Boulevard. "Wir werden unseren Haupteingang verschlossen halten", so Residenz-Manager Philip Paetow. Zudem sollen die Gäste vorsorglich auf die nicht ungefährliche Situation in der Stadt aufmerksam gemacht werden. Zusätzliche Wachleute würden jedoch nicht eingesetzt, zumal es in der "K & K"-Passage Wachschutz gebe.
Und wer muss die Schäden bezahlen, die Demonstranten verursachen? "Das Land nicht", erklärt Klaus-Peter Knobloch von der Pressestelle des Innenministeriums. Und der Schaden-Experte der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA), Dieter Roskowetz. erklärt: "Vandalismusschäden sind grundsätzlich nur im Zusammenhang mit einem Einbruch versicherbar." Werden Schaufensterscheiben beschädigt, könne eine Glasversicherung schützen. Was Autos betreffe - über die Vollkasko seien so genannte mut- oder böswillige Handlungen abgesichert.