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Halle Halle: Hallorenkugel wird süße Sechzig

Von Silvia Zöller 15.01.2012, 19:03

HAlle/MZ. - Milliarden der Schokokullern mit schwarz-weißem Innenleben sind in der Delitzscher Straße produziert worden. Und was überraschend ist: "Seit 1952 ist das Originalrezept der Hallorenkugel unverändert", sagt Tino Müller, Pressesprecher der Halloren Schokoladenfabrik.

Natürlich nur das der Original-Hallorenkugel, die bis zur Wende ausschließlich im Sahne-Schoko-Gewand daherkam. Heute gibt es 17 Sorten von Schoko-Schoko über Schoko-Eierlikör bis Orange-Mohn. Tatsächlich ist die zweigeteilte Leckerei ein echtes Nachkriegs-Kind: Kakao war in den 50er Jahren teuer, Zucker dagegen billig. Und Milchprodukte waren auch reichlich vorhanden.

Geteilte Neuerung

So könnte die Hallorenkugel entstanden sein: auf der einen Seite etwas Neues und bisher nicht Dagewesenes mit der Teilung der Süßigkeit schaffen und zugleich auf die nicht gerade üppigen Bedingungen des Marktes eingehen. Wann genau die erste Hallorenkugel 1952 in einen Schokomantel getaucht wurde, ist nicht überliefert. Wohl aber das Originalrezept, das sicher in einem Tresor bei Unternehmenschef Klaus Lellé liegt.

Aber wie kam die Kugel zu ihrem Namen? Die Schokoladenfabrik, 1804 vom Konditormeister Miethe gegründet und später von Friedrich David als Mignon Aktiengesellschaft weitergeführt, wurde 1949 enteignet. Der Betrieb, der ins DDR-Kombinat Süßwaren übernommen wurde, suchte einen neuen Namen. In einem Wettbewerb kam man auf "Halloren" - naheliegend bei der Tradition der Salzwirker in Halle. "Es wurde damals bei den Halloren angefragt, die ihren Namen als Marke geschützt hatten", sagt Müller. Für Zucker- und Süßwaren erwarb die Schokofabrik das Lizenzrecht von den Salzwirkern - und zahlt bis heute Lizenzgebühren an diese. "Anfangs wurden die Gebühren sogar in Naturalien gezahlt, vermutlich auch mit Hallorenkugeln", weiß Müller.

Denn mit der Namensänderung war auch klar, dass das neue Flaggschiff, das optisch an die Knöpfe der Salzwirker-Tracht erinnert, den Halloren im Namen tragen musste. Anfangs wurden die Kugeln lose verkauft - die erste Verpackung kam 1955 auf den Markt. Auch da hat sich seither nichts verändert: Immer sind zwölf Hallorenkugeln in der handlichen Packung zu 125 Gramm.

Knick nach der Wende

Waren die Sahne-Schoko-Murmeln, die ab den 70er Jahren in der blauen Packung vertrieben wurden, zu DDR-Zeiten sehr gefragt, so sank das Interesse an der Hallorenkugel nach der Wende rapide. "Die Leute wollten lieber Westschokolade essen", erinnert sich Schokoladenmuseums-Mitarbeiter Felix Bachmann. Darum wurde die Halloren-Kugel-Offensive gestartet: Um die damals rund 600 Arbeitsplätze zu sichern, fuhren Mitarbeiter mit Lastwagen durch die Region und verkauften die Kugeln direkt von der Ladefläche. Dennoch gab es bis zur Privatisierung 1992 viele Entlassungen. Heute ist die Original-Hallorenkugel wieder das wichtigste Produkt. Für ihre Herstellung werden allerdings die wenigsten der aktuell 530 Mitarbeiter gebraucht - die Kugeln laufen in 45 Minuten vollautomatisch durch die Maschinen. Menschen sind nur zur Kontrolle notwendig.