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Halle Halle: Gefährliche Keime im Visier

Von MARTINA SPRINGER 26.08.2011, 17:42

Halle (Saale)/MZ. - Die Plakate sind unübersehbar. An vielen Stellen im Elisabeth-Krankenhaus hängen sie und verkünden: Aktion "Saubere Hände" - Wir machen mit. Was im Grunde - erst recht für eine Klinik - selbstverständlich erscheint, ist es nicht. Zumindest nicht überall. Dabei hat die Aktion einen ernsten Hintergrund. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse, die auf Daten des Robert-Koch-Instituts basiert, steigt auch in Sachsen-Anhalt die Zahl der mit dem gefährlichen Klinikkeim MRSA infizierten Patienten. Bei MRSA handelt es sich um Bakterien, gegen die die meisten Breitband-Antibiotika nicht wirken - sie sind also multiresistent. Für Gesunde in der Regel harmlos, stecken sich Menschen mit geschwächter Abwehrkraft schnell an.

Vor allem in Altenheimen und Krankenhäusern verbreiten sich die Keime. Und die meisten Infektionen werden über die Hände übertragen. "Das ist uns natürlich bekannt", sagt Ulrike Arndt-Blaschke, Hygieneschwester im Elisabeth-Krankenhaus. Deshalb sei es für die Einrichtung auch gar keine Frage gewesen, sich an der freiwilligen Aktion, die seit 2007 laufe, zu beteiligen.

Auch wenn das einen höheren Aufwand bedeute. So müsse zum Beispiel der Verbrauch an Desinfektionsmitteln pro Tag und Patient dokumentiert werden, ebenso der Jahresverbrauch der Klinik. "Es reicht auch nicht, einfach Spender aufzustellen. Wir müssen diese unerlässliche Hygiene immer wieder ins Gedächtnis rufen. Den Schwestern, doch auch den Patienten und ihren Angehörigen."

Trotz des Appells: Selbstverständlich seien die kleinen, simpel zu bedienenden Apparate mit den Desinfektionsmitteln unabdingbar. In jedem Untersuchungs- und Arbeitszimmer, nicht nur denen der Ärzte, Schwestern und Pfleger, sind die Spender laut Schwester Ulrike angebracht. Auch an allen Stationseingängen, an den Wänden der Flure und natürlich in jedem Krankenzimmer. In Zimmern mit mehr als zwei Patienten gibt es zwei Möglichkeiten, sich die Hände zu desinfizieren. Sie werden genutzt: "Der Verbrauch hat sich seit 2007 erhöht."

Unabhängig von der Aktion "Saubere Hände" führt das Krankenhaus laut Ulrike Arndt-Blaschke seit zehn Jahren bei gefährdeten Patienten ein so genanntes Screening durch, "freiwillig und ohne Vergütung durch die Krankenkasse". Vom Nasen-Rachen-Raum, der Leiste oder offenen Wunden werden Abstriche gemacht. Zeigt das Ergebnis eine Keim-Infektion, wird der Patient mindestens fünf Tage lang behandelt - und isoliert. Allzu oft kommt das nach den Worten der Hygieneschwester aber nicht vor. "Wir haben etwa 100 Patienten mit MRSA im Jahr." Ganz penibel hinsichtlich der Hygiene im Umgang mit MRSA-Patienten geht es zum Beispiel auf der Dialyse-Station der Medizinischen Klinik II des Krankenhauses zu. Sowohl die stationären als auch die ambulanten Patienten kommen durch einen Extra-Eingang - der mit einem knallgelben Schild gekennzeichnet ist - in den Bereich. "Um jede Ansteckung zu vermeiden", erklärt Schwester Annette, "tragen wir neben Mundschutz und Handschuhen Isolierkittel - und zwar solange, bis der Patient an die Dialyse-Maschine angeschlossen ist." Alle Materialien, die mit dem Patienten in Berührung gekommen seien, würden danach entsorgt.