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Fristlos gekündigt Halle: Falsche Erzieherin arbeitet jahrelang in Kitas

Von Michael Falgowski 16.09.2016, 19:30
Kita
Kita dpa

Halle (Saale) - Eine Hortleiterin aus Halle ist wegen Betrugs, Urkundenfälschung und sogenannter Kindeswohlgefährdung angezeigt und fristlos entlassen worden. Die Frau war beim Verein Lebens(t)raum im integrativen Hort in Neustadt angestellt. Der Vorwurf: Die Hallenserin soll ihre Zeugnisse als staatlich geprüfte Erzieherin und als Diplom-Sozialpädagogin gefälscht haben. Ohne diese Qualifikationen hätte sie niemals als Erzieherin oder sogar Leiterin arbeiten dürfen.

Beim Kita Eigenbetrieb und SKV Kita tätig

So aber war die 1967 geborene Hallenserin seit Jahren in verschiedenen Einrichtungen in Halle und Leipzig tätig. Unter anderem wohl auch in der Kita Eigenbetrieb der Stadt Halle und beim größten privaten Träger SKV Kita. Ab Ende 2013 leitete sie einen Kindergarten der Volkssolidarität mit 100 Kindern und nach einem Intermezzo bei einem Leipziger Verein ein Jahr lang den integrativen Hort von Lebens(t)raum mit 45 Kindern. Niemand hatte die Bewerbungsunterlagen der Frau offenbar genauer überprüft. Bis jetzt.

Mit fremder Registriernummer Urkunde gefälscht

„Die Martin-Luther-Universität hat bestätigt, dass unter der Registriernummer der Urkunde als Diplomsozialpädagogin eine andere Person aufgeführt ist. Offenbar ist der Name ausgetauscht worden. Gleiches gilt für eine Urkunde des Landesverwaltungsamtes, die 2006 diese Ausbildung anerkannt hat“, sagt Karola Eitz, Juristin des Lebens(t)raum-Vereins. Das hat das Landesverwaltungsamt am Freitag gegenüber der MZ bestätigt. Die Anerkennung zur staatlich geprüften Erzieherin einer Berufsschule in Halle hingegen scheint aus verschiedenen Dokumenten zusammenkopiert worden zu sein, vermutet Juristin Eitz. Bei der Einstellung der Frau hatte die Echtheit der Dokumente niemand angezweifelt - offenbar auch nicht die vorherigen Arbeitgeber, bei denen die Frau in einigen Fällen selbst gekündigt hatte.

Private Geschenke an Kinder

Misstrauisch geworden sei man erst durch ein „auffälliges pädagogisches Fehlverhalten“, sagt ein Mitglied des Vereinsvorstands. Die Leiterin des integrativen Horts, in dem auch Kinder mit psychischen Auffälligkeiten betreut werden, habe beispielsweise ausgewählten Kindern sogar private Geschenke gemacht. Im Sommercamp habe sie zudem offenbar ihre Betreuungsaufgaben teilweise delegiert. Am Montag dieser Woche nun hat der Verein die Eltern informiert. „Das hat uns total überrascht. Die Leiterin wirkte immer sehr forsch und offen. Dass sie sich aber mit gefälschten Zeugnissen einen Job erschlichen hat, finde ich ebenfalls empörend. Das ist ja auch eine Frage des Geldes“, so eine Mutter.

Polizei ermittelt

Erst wegen des Verhaltens der Leiterin hat der Lebens(t)raum-Verein als erstes die Zeugnisse hinterfragt. Grund sei auch gewesen, dass trotz Aufforderung ein sogenanntes erweitertes polizeiliches Führungszeugnis nicht vorgelegen habe. Erst am Tag ihrer Kündigung sei dies geschehen, sagt die Vereins-Justiziarin.

Nun ermittelt die Polizei. Für die MZ war die Frau, deren Name der Redaktion bekannt ist, am Freitag nicht erreichbar. (mz)