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Halle Halle: Erinnerung an Halles vergessene KZ-Opfer

Von MICHAEL DEUTSCH 28.04.2009, 16:10

HALLE/MZ. - Erinnert werden soll an die 1 100 Häftlinge des Außenlagers vom KZ Buchenwald in Halle-Mötzlich, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Siebel-Flugzeugwerken für die Kriegsmaschinerie der Nazis schuften mussten (MZ berichtete).

Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) und der Chronist Albert Osterloh enthüllten dazu am Dienstag eine Gedenkplastik des halleschen Bildhauers Bernd Kleffel, die am Fuße die Inschrift "Den Opfern des KZ-Außenlagers Buchenwald Halle Mötzlich, August 1944 bis März 1945" trägt.

Wie die Rathauschefin betonte, sei es nötig, mit einem Denkmal gegen das Vergessen und Verdrängen der unrühmlichen Vergangenheit anzukämpfen. Zwar habe es zum Thema am Landgericht schon eine Ausstellung gegeben, doch das traurige Schicksal der Häftlinge müsse permanent wach gehalten werden. Das funktioniere nur in Form eines Mahnmals an einem so publikumsreichen Ort wie diesem.

Der Chronist Albert Osterloh, der mit Unterstützung Vereins "Zeit-Geschichten(n)" die Historie in einer von Stadtmuseums-Chef Ralf Jacob geleiteten Arbeitsgruppe recherchiert, erinnerte ans Konzentrationslager, von dem bis heute viele Hallenser nichts wüssten.

Es lag östlich des Objekts des heutigen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes am Goldberg in einer 400 Meter langen und zehn Meter tiefen Sandgrube. "Im Lager gab es 17 Wachtürme und sieben Baracken." Von dort aus zogen die Häftlinge klappernd mit Holzschuhen gen Norden zu den Siebel-Werken, wo 1945 über 8 000 Beschäftigte unter größter Geheimhaltung Flugzeugteile herstellten. "Wo jetzt das Denkmal steht, da lief einst die Produktion. Und an der Endhaltestelle der Straßenbahn", zeigt Osterloh, "stand früher das Tor zur Fabrik".

Vor der Enthüllung der Plastik, die von der Stiftung Hospital St. Cyriaci et Antonii gesponsert wurde, erzählte der Chronist von zwei tragischen Schicksalen polnischer KZ-Häftlinge. Wohl auch, um die anwesenden Schüler der ersten bis vierten Klassen der Grundschule Frohe Zukunft für die NS-Verbrechen zu sensibilisieren. "Viktor Zebalski und Edmund Czerwinski hießen die zwei Männer. Sie flohen während eines Bombenangriffs", erzählte Osterloh den Schülern. "Weit kamen sie nicht." Von einem Hobbyjäger seien sie aufgegriffen und zurückgebracht worden. "Am 15. Oktober 1944 hat man beide am Goldberg aufgehängt", sagt Osterloh und schiebt einen wichtigen Satz hinterher. "Der Stein, den wir heute enthüllen, darf kein Schluss-Stein sein."