Halle Halle: Eine Berufsschule vor dem Aus
HALLE/MZ. - Nach mehreren Fusionen oder Schließungen von Grund- und Sekundarschulen stehen in Halle nun auch Einschnitte bei den Berufsschulen bevor. Wie Bildungsdezernent Tobias Kogge auf MZ-Anfrage sagte, wolle die Verwaltung die Zahl der Ausbildungseinrichtungen von fünf auf vier reduzieren. Mittelfristig könnten es sogar nur noch drei sein. Der Grund sei die sinkende Zahl an Berufsschülern.
Kogge zufolge ist geplant, zum Schuljahr 2010 / 2011 die Berufsbildende Schule II ("Gutjahr", Gutjahrstraße, Innenstadt) aufzulösen und sie der Berufsschule I ("Max Eyth", An der Schwimmhalle in Neustadt) anzugliedern. An beiden Einrichtungen werden technische und Bauberufe ausgebildet. Der Standort in der Gutjahrstraße wird künftig eine Außenstelle sein. Die bisherigen Gutjahr-Außenstellen Lettin und Grasnelkenweg (Heide-Nord) sollen geschlossen werden.
Wie Kogge sagte, werde die Zahl der Berufsschüler in Halle von heute rund 8 000 auf knapp 7 000 im Schuljahr 2013 / 2014 sinken. Mit der Fusion werde ein Bildungskern in Neustadt geschaffen. "Mit weniger Gebäuden haben wir mehr Schüler an einem Ort. So können wir die Fachkabinette besser auslasten und mehr Qualität bei der Ausbildung bieten", sagte der Dezernent. Die Mittel, die bei der Objekt-Unterhaltung eingespart würden, könnten in die Modernisierung verbleibender Häuser fließen. Summen nannte Kogge aber nicht.
Ab kommender Woche soll sich der Bildungsausschuss des Stadtrats mit diesem Vorschlag eines Schulentwicklungsplans für Berufsschulen befassen. Neben den Häusern I und II zählen auch die Berufsbildenden Schulen III ("Dreyhaupt", Dreyhauptstraße), IV ("Friedrich List", Charlottenstraße) und V (Rainstraße, mit Außenstelle in der Klosterstraße) zu den städtischen Berufsschulen. Bei Letzterer ist vorgesehen, den Standort Rainstraße aufzugeben und die Außenstelle beizubehalten. Nach Auslaufen des nun zur Debatte stehenden Schulplans im Jahr 2013 / 2014 wird laut Kogge erneut eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Die Auflösung einer weiteren Berufsschule ab etwa 2015 schließt er nicht aus.
Der Dezernent will die Pläne indes nicht allein als Streichkonzert verstanden wissen. Denn die Stadt will in den kommenden Wochen mit den Landkreisen Saalekreis, Mansfeld-Südharz und Burgenland einen Planungsverbund gründen, um überregional das Ausbildungsspektrum der Berufsschulen besser abzustimmen und Doppelangebote zu vermeiden. "Insgesamt wollen wir so unsere Standorte sichern und sie der demografischen Entwicklung anpassen", so Kogge. Zu dem Verbund gehören zurzeit zehn Schulen. Denkbar sei laut Kogge, dass sich die Häuser in Halle in den kommenden Jahren auf die Ausbildung in den Bereichen Gastronomie, Kfz und Bau spezialisieren. Im Saalekreis könnten es Landwirtschaft / Gärtnerwesen und Nutzfahrzeugtechnik sowie im Burgenland die Verkäuferausbildung sein. Als Teil des Planungsverbundes können Halles Berufsschulen vermehrt mit Schülern aus dem Umland rechnen.
Bei den Berufsschulstandorten, die in Halle aufgegeben werden sollen, deuten sich bereits Nachnutzungen an: So interessieren sich die Halleschen Behindertenwerkstätten für die Gutjahr-Außenstelle Lettin. Die frühere Helene-Lange-Schule in der Rainstraße könnte an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein gehen.
Beim Objekt Grasnelkenweg ist die Zukunft ungewiss. Vor Monaten hatte die Stadt noch vor, den Komplex für sechs Millionen Euro zu sanieren und dort bestimmte Ausbildungsrichtungen zu konzentrieren. Kogge begründete die Abkehr von den Plänen damit, dass sich zwischenzeitlich die Schülerzahl-Prognosen weiter verschlechtert hätten.