Halle Halle: Ein vergiftetes Licht
Halle (Saale)/MZ. - Die Ratschläge des Bundesumweltamtes lesen sich wie Verhaltensmaßnahmen bei einem Biogasangriff: Wenn eine noch brennende Energiesparlampe zerbirst, Fenster weit öffnen, Raum verlassen, Tür schließen und erst nach einer halben Stunde die Aufräumarbeiten in Angriff nehmen. Keinesfalls die Scherben aufsaugen: Das hochgiftige Quecksilber der Lampen würde sich sonst mit der Abluft im gesamten Raum verteilen. Besser sei es, die Scherben mit zwei Pappdeckeln zusammenzufegen, den Boden nass nachzuwischen und den giftigen Restmüll in einem verschließbaren Gefäß zur nächsten Wertstoffsammelstelle zu bringen. In der unmittelbaren Umgebung von Kindern und Schwangeren übrigens sollten Energiesparlampen ohnehin nur mit zusätzlichem Schutz verwendet werden.
Sammelquote von 37 Prozent
Diese Tipps machen deutlich, dass beim Umgang mit ausrangierten Energiesparlampen Vorsicht angebracht ist, selbst wenn diese nicht zerbrochen sind. Knapp drei Milligramm giftiges Schwermetall enthält jede Lampe, und das gehört unter keinen Umständen in den Hausmüll. Doch nur 37 Prozent aller defekten Leuchtkörper sind 2010 fachgerecht entsorgt worden, sagt Franziska Müller von der Deutschen Umwelthilfe. Sie vermutet, dass sich die Zahlen für 2011 in einem ähnlichen Bereich bewegen werden. Zum Vergleich: In Schweden liege die Sammelquote bei 80 Prozent.
Für Halle gibt es keine genauen Zahlen. In der Stadt nehmen vor allem die Wertstoffsammelstelle der Stadtwirtschaft in der Äußeren Hordorfer Straße und das Schadstoffmobil die Leuchtkörper entgegen. 2 500 sogenannter Gasentladungslampen - Energiesparlampen werden nicht eigens gezählt - sind dort im vergangenen Jahr dort zur fachgerechten Entsorgung abgegeben worden. Was mit denen dann passiert, erklärt Iris Rudolph von der Stadtwirtschaft GmbH so: "Die Lampen werden in speziellen Transportbehältern gesammelt. Die Entsorgung selbst übernimmt ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb."
Lagerung im Salzbergwerk
Mit der Entsorgung in Halle sei die Larec Lampen-Recycling Gesellschaft GmbH mit Sitz in Brand Erbisdorf beauftragt. Die Lampen, erklärt Geschäftsführer Siegfried Loogk, würden in speziellen, allseitig geschlossenen und mit Abluftreinigung ausgestatten Anlagen zerlegt. "In einem zweiten Schritt wird das Quecksilber gemeinsam mit dem Leuchtstoff abgetrennt." Dieser wiederum enthalte, neben anderen Stoffen, auch die wertvollen "Seltenen Erden" und werde von den Lampenherstellern teilweise wiederverwertet.
Das giftige Metall aber, so teilt das Landesumweltministerium in Magdeburg mit, werde eingelagert, vorzugsweise in ausgedienten Salzbergwerken. Wenn auch nicht mehr in flüssiger Form wie noch vor Kurzem. Das sei inzwischen verboten. Vor der Lagerung werde es umgewandelt in festes Quecksilbersulfid.
Dieses Szenario ist wohlgemerkt das umweltfreundliche. Das realistischere dürfte sein, dass die Mehrzahl der ausrangierten Lampen einfach auf einer schnöden Hausmülldeponie landet, von wo aus dann das Quecksilber, aber auch Chrom und Blei, ins Grundwasser sickern. Um die fachgerechte Entsorgung zu erleichtern, ist auch der Handel aufgefordert, ausrangierte Lampen zurückzunehmen. Verpflichtet dazu ist er aber - noch - nicht. Und so gibt es auch in Halle zwar einige Verkaufsstellen, die freiwillig Sammelbehälter aufgestellt haben. Kaufland und die Drogeriekette "dm" sowie einige Baumärkte gehören dazu. Die Mehrheit drückt sich noch. "Nein, das machen wir nicht" war von Netto über Edeka und Real bis Rossmann in Halle zu hören. Über eine Rücknahme-Pflicht für den Handel denkt die EU zurzeit noch nach.