Halle Halle: Diebe räumen drei Schiffe aus
HALLE/MZ. - Entsetzt stand Bernhard Freise, Chef der Reederei Riedel, Mittwochmorgen am Riveufer. Bislang unbekannte Einbrecher hatten in der Nacht gleich drei seiner Schiffe am Anleger unterhalb der Giebichensteinbrücke aufgebrochen, durchwühlt und ausgeraubt. Selbst die schweren Gittertore, die eigentlich Unbefugten den Zutritt zu den Wasserfahrzeugen unmöglich machen sollen, konnten die Täter nicht stoppen. "Die haben die Türen mit brachialer Gewalt ausgehebelt", so Freise. Den Schaden könne er noch nicht genau beziffern. Und auch zu möglichen Verdächtigen gibt es laut Dietmar Bloch, dem Sprecher der Wasserschutzpolizei, bisher keine Spur.
Matrose entdeckt Einbruchspuren
Entdeckt hatte am frühen Morgen Matrose Heinrich Gippert die Einbruchspuren. "Ich bin meistens als Erster am Anleger", sagte er. Zunächst habe er bemerkt, dass an seinem Schiff, der "Peißnitz", etwas nicht stimmte. "Die Türen standen offen, Küchenzeile und Mannschaftsraum waren verwüstet." Ein ähnliches Bild bot sich dem 45-Jährigen an der benachbarten "MS Merseburg" und schließlich an der "Rheinpfalz", die als Café- und Büroschiff genutzt wird. "Das zentimeterdicke Sicherheitsglas der Kabinenfenster war zersprungen. Offenbar hatten die Diebe versucht, die Scheiben mit Steinen einzuschlagen", berichtete Gippert. "Schon wieder", wie Reederei-Chef Freise ergänzte. Denn allein in den vergangenen acht Jahren sei das Unternehmen über 100 Mal zum Ziel von Dieben, Vandalen und Schmierern geworden. Den Schaden, der in diesem Zeitraum entstanden ist, bezifferte Freise auf fast 40 000 Euro. Kosten, auf denen er zumeist sitzen geblieben sei: "Von den Versicherungen haben wir nur 5 000 Euro bekommen."
Wie viel ihn der aktuelle Diebeszug, von dem das vierte Schiff der Flotte, die "Stadt Halle", nicht betroffen war, kosten wird, vermochte Freise am Mittwoch noch nicht zu sagen. "Wir müssen erst schauen, was fehlt. Die Diebe hatten es wohl auf Getränke abgesehen." Denn die Kühlanlagen waren aufhebelt, kistenweise Cola und vor allem Schnaps- und Weinflaschen gestohlen worden.
Polizei findet nur wenige Spuren
Ob der oder die Täter jemals gefasst werden können, ist offen. "Es gibt kaum Spuren", so Polizeisprecher Bloch. Auch der eingesetzte Spürhund brachte keinen Erfolg. Alle Hoffnungen der Ermittler stützen sich daher auf sichergestellte Flaschen, auf denen sich möglicherweise Fingerabdrücke befinden. Den lautstarken Einbruch selbst hat offenbar niemand bemerkt. "Was schon erstaunlich ist. Denn das muss ein Höllenlärm gewesen sein", meinte Freise.
Der Reedereichef kritisierte zugleich, dass die Beleuchtung entlang des Riveufers unzureichend sei und so Einbrecher leichtes Spiel im Schutz der Dunkelheit hätten. Ria Steppan vom städtischen Presseamt sagte dazu auf Nachfrage der MZ, dass die Beleuchtung ausschließlich für die Wege ausgelegt sei. "Um die Lampen vor Hochwasser zu schützen, stehen sie recht weit von der Saale entfernt." Sie seien aber auch nicht für den Schutz der Schiffe konzipiert.
