Halle Halle: Die Kirche für die Halloren
Halle (Saale)/MZ. - Sie gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Kirchen der Saalestadt und sie ist die älteste Pfarrkirche der halleschen Altstadt: die spätgotische Hallenkirche St. Mauritus. Sogar am Göbelbrunnen auf dem Hallmarkt ist sie verewigt, samt ihrem Schutzpatron. Der nämlich hält die Kirche dort in der Hand. Doch den gestrengen Moritz, auch Schellenmoritz genannt, fürchten die Bauleute. Sie haben ihm Schellen angehängt, um sein Kommen schon von Ferne zu hören. Als ein Dachdecker das grimmige Gesicht von Moritz sieht, stürzt er vor Schreck in die Tiefe.
So die Legende, die auf dem Brunnen dargestellt ist. Doch dieser Tage wird die Moritzkirche noch ganz anders in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt. Dort nämlich gibt es ein Jubiläum zu feiern: Die Kirche wird 600 Jahre alt, denn am 22. September 1411, dem Fest des Heiligen Mauritius, erfolgte ihre erste Weihe.
Die Kirche wurde als Stiftskirche der Augustiner-Chorherren für das Moritzkloster und als Pfarrkirche der halleschen Pfännerschaft begonnen. Die Baugeschichte geht natürlich noch ein paar Jahre weiter zurück: Am Ostermontag, dem 30. März 1388, erfolgte die Grundsteinlegung, kurz nachdem der Vorgängerbau, eine romanische Kreuzanlage, abgerissen worden war. Architekt war der aus Niedersachsen stammende Conrad von Einbeck, der seine Ausbildung an der Prager Dombauhütte absolviert hatte. An ihn erinnert noch heute eine Büste, die im Nordchor zu finden ist.
Der Bau der Kirche erfolgte in verschiedenen Etappen. Der erste Bauabschnitt, die Errichtung von Nord-, Haupt- und den unteren Teilen des Südchores, waren 1411 vollendet. Auch die Statue des Kirchenpatrons an einem Pfeiler im Inneren der Kirche wird auf dieses Jahr datiert. Geschaffen wurde die Figur, die über der Rüstung einen Waffenrock mit kleinen Glocken trägt und deshalb auch Schellenmoritz genannt wird, ebenfalls von Conrad von Einbeck. Auch weitere Figuren aus den folgenden Jahren stammen von ihm, so der Schmerzensmann, die Schmerzensmaria, das Selbstbildnis Conrads und Christus an der Geißelsäule. Nach Conrad von Einbeck wirkten weitere bedeutende Architekten an dem Bau: Hans Brochstete und Nickel Hoffmann.
Die große Portaleingangshalle wurde im Jahr 1448 fertig gestellt. 1493 wurde der Grundstein für den Westbau gelegt. Geplant waren übrigens einst zwei Westtürme, von denen einer aber nicht gebaut wurde. Der andere soll aufgrund falscher Kalkulationen 1798 in den an der Kirche entlangführenden Saalearm gestürzt sein.
Genau 500 Jahre ist es her, dass der Hochaltar, einer der größten spätgotischen Flügelaltäre Mitteldeutschlands, aufgerichtet wurde. 1511 wurde sein Bau beendet. Seitdem ist die Moritzkirche einer der bedeutendsten Sakralbauten in Halle. 30 Jahre später übernahm der evangelische Prediger und Superintendent Justus Jonas die Moritzkirche. Seither ist sie Stammkirche der Halloren. Bis 1970 war die Kirche evangelisch. Seither wird sie wieder von der katholischen Kirche genutzt.