1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle: Halle: Comic-Justitia am Brandenburger Tor

Halle Halle: Comic-Justitia am Brandenburger Tor

Von HEIDI JÜRGENS 02.10.2009, 16:46

HALLE/MZ. - Und der betraf die Weltpolitik, Privates und ganz besonders auch die Wende-Zeit.

Der berühmte "Ehemalige" war pünktlich um 15 Uhr gekommen, um zunächst als Pate ein Werk zu signieren, das in den vergangenen beiden Tagen als Beitrag der Herder-Schule zum Wende-Jubiläum entstanden war: ein bemalter symbolischer Mauerstein aus Styropor, einen Meter breit, 2,50 Meter hoch und 40 Zentimeter tief. Zusammen mit etwa 1 000 weiteren soll er vom 7. bis zum 9. November in Berlin eine Galerie von Domino-Steinen vom Reichstag bis zum Potsdamer Platz bilden. Zum Fest der Freiheit am 9. November wird durch den Anstoß des ersten Steins und das Kippen der Domino-Galerie der Mauerfall symbolisiert. Die Steine werden vornehmlich von jungen Leuten in Berlin, aber auch in anderen Orten Deutschlands und der Welt gestaltet, teils gemeinsam mit Protagonisten der Zeitgeschichte.

Moritz van Dümen, Geschäftsführer der Kulturprojekte GmbH Berlin, die das Projekt betreut, sagte, der Stein aus Halle mit dem Genscher-Signum werde im Blickfeld stehen. Denn schließlich komme dem Paten mit seinen Worten vom Balkon der Prager Botschaft eine ganz entscheidende Rolle in der Wendezeit und damit auch zur Jubiläumsfeier in Berlin zu.

"Dass aus vielen Ideen ein Gesamtkunstwerk entstanden ist, das finde ich besonders gut", sagte Genscher. Er zeigte sich sehr erfreut darüber, was die Mädchen und Jungen aus 8. bis 12. Klassen gemeinsam mit Lehrerin Nicole Andreev geschaffen haben: Collageartig sind die Gedanken der Schüler zu den Ereignissen 1989 zu einem Ganzen geworden. Die Mauer, das Brandenburger Tor, eine Justitia in Comic-Art, ein goodbye-sagender Honecker, eine Friedenstaube und vieles andere mehr.

Das Anliegen der Aktion, junge Leute für die Geschehnisse vor 20 Jahren zu interessieren, ging im Herder-Gymnasium auf jeden Fall auf. Was er gedacht habe, als er auf dem Balkon der Prager Botschaft gestanden habe, war eine der Fragen an Genscher. "Ich wusste, dass die etwa 4 500 Leute schon fast die Hoffnung verloren hatten. Dann die riesige Freude über die Ankündigung und auch die Skepsis, weil die Ausreise über die DDR gehen musste. So etwas prägt sich ein, das vergisst man nicht." Und er werde ebenfalls nicht vergessen, dass auf seine Frage, ob auch Hallenser da seien, aus allen Ecken "hier" gerufen wurde. "Da habe ich gedacht, Halle ist so groß wie Shanghai", so Genscher