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Halle Halle: Beim Ticket-Streit auf halber Strecke getroffen

Von HEIDI JÜRGENS 19.10.2009, 17:09

HALLE/MZ. - Frau Wesarg hatte für das Mitnehmen eines Fahrrades statt des nötigen Kindertickets einen Kurzstreckenschein zum gleichen Preis entwertet.

Nach einem Beitrag in der MZ am Freitag ist die Havag, die seit einigen Wochen zum Stadtwerke-Konzern gehört, damit von ihrer harten Haltung abgerückt. Zwar erklärt Sprecher Böttinger, dass das Unternehmen rein rechtlich bei der 40-Euro-Forderung hätte bleiben können, dass in dem konkreten Fall jedoch "ungeschickt vorgegangen worden ist". "Wir sind als Stadtwerke froh, dass die Havag die Angelegenheit mit Frau Wesarg nun gütlich klären kann, denn die Stadtwerke legen großen Wert auf Kundenzufriedenheit." Petra Wesarg bestätigte der MZ gegenüber gestern, dass sie den Vorschlag, 20 Euro zu zahlen, gemacht habe. "Etwas Schriftliches habe ich aber noch nicht in der Hand."

Der geschilderte Fall hat unter MZ-Lesern ein lebhaftes Echo gefunden. In E-Mails und bei Anrufen wurden ähnliche Fälle geschildert, es kamen aber auch unterschiedliche Meinungen zum Fall von Frau Wesarg zum Ausdruck.

Als "nicht zu verstehende Kundenfeindlichkeit" wertet Catherina Richter die ursprüngliche Forderung nach 40 Euro Strafe für Frau Wesarg. Sie befürchtet, dass Halle durch solches Vorgehen bundesweit negativ auffallen wird. Sie würde sich wünschen, dass "die gewählten Stadträte hier eingreifen, um Schaden von der Stadt abzuwenden". Er könnte verstehen, schreibt Heiko Nentwich, wenn man Leute, die einen Fehler gemacht haben, darauf hinweist. "Aber gleich derart hart zu bestrafen? Eine Service-Unternehmen sollte auch mal seinen Service kontrollieren und auf Belange der Kunden eingehen", meint Herr Nentwich.

Für Hans Wolf ist der geschilderte Fall "nahezu unverständlich". "Dem Ruf der Stadt wird ein ganz schlechter Dienst erwiesen und so frage ich mich besorgt, wieso hat man noch kein Wort von politischer Seite der Stadt vernommen", ist in seiner Mail zu lesen.

In einem anderen Licht steht die Havag für Volker Reichardt. "Ich kann als Monatskarteninhaber nur Gutes sagen", schreibt er, das Unternehmen bemühe sich ständig um die bessere Befriedigung der Kundenwünsche. Forderungen nach einem Konkurrenzunternehmen "füllen bloß das Horn der ewigen Nörgler und Meckerer".

Wolfgang Kupke, selbst Abo-Kunde bei der Havag, ist es ein Rätsel, dass Holger Bläss, Vertreter des Fahrgastbeirates, die Nachlösegebühr von 40 Euro auf MZ-Anfrage gerechtfertigt hatte. "Das Verhalten der Havag schadet dem Ansehen des Unternehmens", schreibt Kupke und: "Vom Fahrgastbeirat haben wir Fahrgäste offensichtlich wenig zu erwarten."

Hans-Joachim Berkes, Sprecher des Fahrgastbeirates, verweist nun darauf, dass das Gremium nur beratende Funktion habe. "Natürlich wünscht sich der Beirat mehr Fingerspitzengefühl", schreibt er, "das hat dieser auch schon wiederholt so vorgetragen." Inwieweit diese Wünsche umgesetzt würden, entscheide jedoch das Unternehmen.