Halle Halle: Auf der Suche nach dem Höhepunkt
Halle (Saale)/MZ. - Peter Porstendörfer vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Magdeburg muss es wissen: "Der absolut höchste Punkt eines massiven Bauwerkes in Halle befindet sich auf dem EVH Schornstein in der Dieselstraße. Die Gesamthöhe beträgt 282,8 Meter." Der Schornstein allein hat natürlich nicht diese Ausmaße, gemeint ist die Höhe über dem Meeresspiegel.
In dieser schwindelerregenden Höhe könnte man also den besten Blick über die Stadt Halle haben - doch noch nicht einmal Mitarbeiter der Energieversorgung Halle klettern dort - etwa zu Wartungsarbeiten - hoch, berichtet Kraftwerksleiter Hans-Ulrich Thiel. "Der einzige denkbare und sehr seltene Fall könnte sein, einmal die Beleuchtung der Flughindernisbefeuerung auszutauschen, wenn diese defekt ist", sagt Thiel. Gelegentlich werden die Antennen, die auf zwei Podesten unterhalb der Spitze sind, von Fremdfirmen gewartet: "Aber auch die kommen nicht bis ganz hoch", betont Thiel. In den 70er Jahren wurde der aktuell höchste Punkt der Stadt gebaut, der übrigens nur 176,5 Meter misst - der Rest der Gesamthöhe ist die topographische Höhe über dem Meeresspiegel. Der Kraftwerkschef selbst hat sich einen exklusiven Ausflug an die höchste Stelle der Stadt auch noch nicht gegönnt - das habe sich bislang nicht ergeben. Und schließlich müsste man dazu fast 180 Meter mit einem Steiggeschirr hochklettern.
Nur einmal gab es einen Aufzug im Schornstein: 2002 während der Sanierung des Bauwerks wurde eine Stahlröhre in den Riesen eingebaut, der Aufzug ermöglichte die Arbeiten. Übrigens ist der Schornstein nur sehr selten in Betrieb, wie Hans-Ulrich Thiel verrät. Nur, wenn im Winter extreme Temperaturen herrschen, müssen zusätzliche Heißwasserkessel den Energiebedarf decken - und deren Abgase werden dann durch den Mega-Schornstein abgeleitet.
Aber es muss doch auch begehbare Gebäude geben, von denen man die beste Aussicht über Halle hat. Und auch da kann Peter Porstendörfer weiterhelfen: "Der höchste Gebäudepunkt wird nach unseren Recherchen durch das Bürogebäude in der Magdeburger Str. 23 repräsentiert." Die Gesamthöhe mit Gelände beträgt hier 174,9 Meter. Doch der Halle-Tower eignet sich nicht für Sightseeing: "Auf dem Dach gibt es keine öffentlich zugänglichen Flächen, lediglich der Hausmeister ist hier manchmal für Reparaturen", so Stephan Sandhack, Projektmanager des Objekts, das Eigentum der Oberurseler Immobilien-Anlagegesellschaft ist. So kommen nur die Mieter des Bürohauses in den Genuss. "Den Super-Ausblick genießen wir sehr", bestätigt Jürgen Schneider von der Firma "Cargo-Metall", die in der obersten 14. Etage ihre Büros hat.
Dafür ist aber der Besuch des zweithöchsten Punktes der Stadt möglich. Es ist der Wasserturm Nord, der - inklusive topographischem Untergrund - nur knapp vier Meter weniger misst als der Halle-Tower. "Auf Anmeldung können hier Gruppen bis zu sechs Personen die 200 Stufen und Steigleitern bis in die Spitze hinaufgehen", sagt Fritz Günther vom Verein "Wassertürme Halle". Die individuellen Führungen sind kostenlos, "aber über eine Spende freuen wir uns", so Günther. Zum Tag des Denkmals am kommenden Samstag sei dies aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Auch der Ausblick vom dritthöchsten Punkt der Stadt, der Johanneskirche, ist zum Tag des offenen Denkmals nicht möglich. "Der Aufstieg in den Glockenturm ist zu gefährlich", so Gemeindekirchenratsvorsitzender Ulrich Zeißler. Ganz oben, in 169,9 Metern, war er selbst auch noch nicht: "Nur einige ganz Mutige sind 2006 beim Aufsetzen der neuen Wetterfahne mit einer Hubbühne mit auf die Kirchturmspitze gefahren."
Immer zugänglich ist der höchste Geländepunkt der Stadt, der Große Galgenberg. Bei der Ersteigung der 135,9 Meter kommt man sicher nicht ins Schwitzen.