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Halle Halle: Anwohner sicherer durch Drahtnetz?

Von MICHAEL TEMPEL 20.06.2011, 16:40

Halle (Saale)/MZ. - Der mysteriöse Stromstoß, den ein zehnjähriges Mädchen vor Tagen unter einer Hochspannungsleitung in Halle-Silberhöhe erlitten hatte, hat für Aufsehen gesorgt. Nun rätseln viele Anwohner, wie solche Vorfälle künftig verhindert werden können. MZ-Leser Walter Klein hat dazu einen interessanten Vorschlag gemacht.

Der 75-Jährige, der früher bei der Energieversorgung Halle tätig war, plädiert dafür, zwischen der Hochspannungsleitung sowie dem Fußweg und der Straße nahe des Wohnparks "Elsteraue" ein Stahldrahtnetz zu spannen. "Über dieses Netz könnte der Stromfluss zwischen der Hochspannungsleitung und dem Erdboden abgeleitet werden", sagte Klein. Wichtig sei dabei, dass das Netz ordentlich "geerdet", also dass die Konstruktion mit einem stromleitenden Erdkontakt versehen ist. "Unter diesem Netz können sich Personen bedenkenlos bewegen", so Klein.

Vor knapp zwei Wochen hatte die zehnjährige Lisa Riediger auf dem Schulweg in der Schilfstraße beim Unterqueren der Freileitung einen Stromstoß erlitten und war später in eine Klinik gebracht worden. Das Mädchen blieb unverletzt. Mehrere Anwohner hatten daraufhin von ähnlichen Erlebnissen und darüber berichtet, dass man vor allem als Radfahrer oft "eine gewischt" bekomme.

Unter der Hochspannungsleitung müssen täglich zahlreiche Passanten, Rad- und Autofahrer hindurch. Walter Klein geht davon aus, dass sich dort zwischen Freileitungen und Erdboden ein elektrisches Feld ausbildet. Begünstigt werde dies nach Kleins Vermutung durch Wasser führende Schichten, wodurch der Boden zu einem guten elektrischen Leiter werde. "Wenn ein Mensch in dieses elektrische Feld eintritt und Bodenkontakt hat, wird über ihn der Strom abgeleitet", so Klein. Ein ähnliches Stahldrahtnetz ist zurzeit übrigens über die A 38 an der Abfahrt Bad Lauchstädt / Delitz am Berge im Süden Halles gespannt, wo an einer Freileitung gearbeitet wird.

Auch nach Einschätzung des Physikers Prof. Georg Schmidt von der Uni Halle könnte ein geerdetes Stahlgitternetz unter der Hochspannungsleitung eine Lösung sein. "Wenn die Ursache für die Stromstöße tatsächlich in dem elektrischen Feld zu suchen ist, dann würde das helfen, weil sich unter dem Netz nämlich kein elektrisches Feld mehr ausbildet", so Schmidt. Im Gegensatz zu MZ-Leser Walter Klein ist der Wissenschaftler aber der Auffassung, dass sich zwischen Hochspannungsleitungen und der Erde grundsätzlich ein elektrisches Feld ausbildet, unabhängig davon, ob sich im Boden Wasser führende Schichten befinden. "Diese Felder zwischen den Leitungen und der Erde bestehen immer und sind an sich nicht gefährlich, sonst dürfte man die Leitungen gar nicht aufstellen", so Schmidt.

Der Betreiber der Freileitung, die Firma "50Hertz", wollte sich zu Kleins Vorschlag nicht äußern. Ein Sprecher teilte nur mit, dass Gutachter vorige Woche vor Ort Messungen vorgenommen hätten, um den Vorfällen auf den Grund zu gehen. "Die Ergebnisse liegen in den nächsten Tagen vor", sagte er.