Halle Halle: Antwort aus der Karibik
HALLE/ARECIBO/MZ. - Was soll man umständlich funken mit Antenne, Sende- und Morsegerät in Zeiten, in denen man per Handy und E-Mail in Sekundenschnelle quasi jeden Winkel der Erde erreichen kann? Es gibt sie aber noch: technikbegeisterte Funkamateure rund um die Welt. Tausende von ihnen folgten nun einem Aufruf der Funker der radioastronomischen Station im puertoricanischen Arecibo. Das Ziel war, Kontakt herzustellen über einen ganz besonderen Weg: nämlich über Mond-Echos.
Sendeleistung: 80 Watt
Und halleschen Funkamateuren ist geglückt, worauf wohl jeder Funker hoffte, der bei der Aktion dabei war: eben jener Funkkontakt über Mond-Echos, mithin also über eine Entfernung von mehr als 700 000 Kilometern. "So was passiert nur einmal im Leben", sagt Ernst-Jürgen Haberland, der auch Mitglied des Universitätsradioklubs ist. Dem 66-Jährigen und seinem Kollegen Robert Mühlberg glückte sogar das ultimative Kunststück: Arecibo empfing ihre Signale - und die Hallenser empfingen die Antwort. Eine bestätigte "Zweiweg-Erde-Mond-Erde-Funkverbindung".
Eine weitere Besonderheit des Ganzen: Halles Funkern gelang der Kontakt mit nur durchschnittlichem technischem Aufwand. Dem südamerikanischen Antennen-Hohlspiegel mit 300 Metern Durchmesser und einer eine Million-fachen Signalverstärkung setzten sie eine drei Meter lange Antenne entgegen. Sendeleistung: gerade mal 80 Watt. Das wäre so als würde man mit einem Tourenwagen ein Rennen gegen ein Formel-1-Auto gewinnen, erklärt Haberland mit diebischem Vergnügen.
Die Anlage in Arecibo ist das zweitgrößte Radioteleskop der Welt (das größte steht im Kaukasus). Auch in Kinofilmen "spielte" das karibische Observatorium bereits mit: Pierce Brosnan turnte im Film "GoldenEye" als James Bond im Kampf gegen einen Bösewicht auf den Trägermasten der Anlage herum, und Jodie Foster empfing dort im Science-Fiction-Drama "Contact" die Signale von Außerirdischen.
Antenne auf Physik-Institut
Halles Amateurfunker senden ihre Signale übrigens von einer Antenne auf dem Dach des Turms des früheren Physikalischen Instituts am Friedemann-Bach-Platz, gleich gegenüber der Moritzburg. In einer kleinen Kammer darunter stehen die - durchaus überschaubaren - Gerätschaften: ein paar Sender, ein Computer. Viel braucht es nicht.
Über was aber unterhält man sich eigentlich mit dem Empfänger in Puerto Rico? Nun, erklärt Haberland, ein Gespräch im klassischen Sinn kommt da natürlich nicht zustande. Weil in jenen Nächten so viele Funker warteten, musste man sich ohnehin kurz fassen. Es ging, grob gesagt, vor allem darum, Daten zu übermitteln, die eindeutig zuzuordnen sind.
Wie gesagt, das alles geht heutzutage auch viel einfacher. Für Haberland, der schon als 14-Jähriger anfing, Radios zu bauen, besitzt der Amateurfunk aber immer noch eine Faszination. "Da ist einfach alles dabei: Technik, Sport, Kommunikation - und Glück."