1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle: Halle: Anklage im Mordfall Nicole P.

Halle Halle: Anklage im Mordfall Nicole P.

Von MICHAEL TEMPEL 09.06.2010, 17:01

HALLE/MZ. - Der gewaltsame Tod der 22-jährigen Nicole P. aus Landsberg hat die Öffentlichkeit schockiert. Nach monatelangen Ermittlungen glaubt nun die Staatsanwaltschaft Halle, den mutmaßlichen Mörder der jungen Frau zur Verantwortung ziehen zu können: Wie Behördensprecher Klaus Wiechmann der MZ bestätigte, ist beim Landgericht Anklage gegen den 47-jährigen Veit W. aus Teutschenthal eingereicht worden. Allerdings deute alles auf ein kompliziertes Verfahren hin. Weil W. bislang jede Aussage verweigert hat, werde es zu einem reinen Indizienprozess kommen, so Wiechmann.

Nicole P., die in einer Behinderteneinrichtung in Landsberg gelebt hatte, war Ende August 2009 vermisst gemeldet worden. Am 10. September wurde ihre Leiche in einer alten Klärgrube bei Steuden (Gemeinde Teutschenthal) gefunden. Anfang März 2010 gab die Mordkommission "Nicole" der Kripo bekannt, W. als mutmaßlichen Täter ermittelt zu haben (die MZ berichte).

Erbgut-Spuren an der Leiche

Obwohl der 47-jährige gelernte Dachdecker während der Ermittlungen beharrlich geschwiegen hat, ist die Staatsanwaltschaft sicher, dass W. für den Tod der jungen Frau verantwortlich ist. "Es gibt eine Vielzahl von Indizien, die aus meiner Sicht keinen Zweifel an seiner Täterschaft aufkommen lassen", sagte Behördensprecher Wiechmann. Als Beispiel nannte er jedoch nur den wohl entscheidendsten Hinweis: Erbgut-Spuren, die an der unbekleideten Leiche gefunden worden waren und die mit Hilfe österreichischer Experten dem Verdächtigen zugeordnet werden konnten. Dennoch ist W. nur wegen Totschlags und nicht wegen Mordes angeklagt. Dies begründete Staatsanwalt Wiechmann damit, dass sich die Anklage auf Indizien beschränken müsse. So gebe es auch keine eindeutigen Hinweise zur genauen Todesursache. "Wir gehen davon aus, Nicole P. erdrosselt wurde", so Wiechmann. Von der Bekleidung der Frau fehle jede Spur. Hinweise auf ein Sexualverbrechen gebe es nicht.

Bereits mehrere Vorstrafen

Wann der Prozess eröffnet wird, steht noch nicht fest. Laut Landgerichtssprecher Wolfgang Ehm sei damit etwa im September zu rechnen. Wiechmann zufolge sitzt der Angeklagte bis auf weiteres in Haft: Er sei kürzlich vom Amtsgericht wegen Diebstahls zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Auch in der Vergangenheit sei der Teutschenthaler mehrfach straffällig geworden - unter anderem wegen Diebstahls und Körperverletzung.