1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Gymnasien in Halle: Gymnasien in Halle: Der Schul-Protest geht online

EIL

Gymnasien in Halle Gymnasien in Halle: Der Schul-Protest geht online

Von Peter Godazgar 23.11.2014, 22:36
Das Giebichensteingymnasium soll für 3,5 Millionen Euro einen Anbau bekommen.
Das Giebichensteingymnasium soll für 3,5 Millionen Euro einen Anbau bekommen. Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Der Streit um die fehlenden Gymnasialplätze zieht immer größere Kreise - inzwischen gibt es auch eine Online-Petition auf der Internet-Plattform „Open Petition“. Kritisiert wird der Plan, für die kommenden drei bis vier Jahre als Übergangslösung das neue Gymnasium in der Rigaer Straße, am Rand der Südstadt, unterzubringen. Stadtverwaltung und Vertreter der Ratsfraktionen hatten sich in einem „Schulgipfel“ zunächst auf diese Variante geeinigt und alle Alternativen verworfen.

Im kommenden Jahr werden zwischen 170 und 190 Fünfklässler zusätzlich an den städtischen Gymnasien erwartet. Damit sind die bisherigen Kapazitäten nicht mehr ausreichend. Deswegen plant die Stadt, ein neues, vierzügiges Gymnasien zu gründen.

Dies soll spätestens zum Schuljahr 2020/21 in das Berufsschulgebäude am Hallmarkt ziehen. Da die Plätze aber schon jetzt benötigt werden, will die Stadt das neue Gymnasium zunächst in der Rigaer Straße im Süden der Stadt unterbringen.

Zusätzlich sollen weitere Kapazitäten am Giebichenstein-Gymnasium geschaffen werden. In drei Jahren soll dort ein Anbau für rund 700 Schüler entstehen. Die Stadt plant mit Kosten von 3,5 Millionen Euro. Schon zum kommenden Schuljahr soll das Giebichenstein-Gymnasium etwa 60 Fünfklässler mehr aufnehmen als bisher. (jop)

Wörtlich heißt es in der Petition: „Mit der Erweiterung werden die neuen Kapazitäten ausgerechnet und ausschließlich dort geschaffen, wo kaum Bedarf besteht und die betroffenen Kinder weite Anfahrtswege in Kauf nehmen müssten.“ Ins Leben gerufen wurde die Petition von der Hallenserin Simone Zacharias, die das drohende Schulchaos bereits in einem MZ-Leserbrief bemängelt hat.

Man wolle erreichen, schreibt sie in der Petition, dass sich die Verantwortlichen ernsthaft mit den Vorschlägen des Leiters des Giebichenstein-Gymnasiums, Thomas Gaube, und den Hinweisen des Direktors des Landesschulamts, Torsten Klieme, befassen. Klieme hatte in einem MZ-Interview starke Bedenken zum Plan der Stadt geäußert und auch darauf hingewiesen, dass quasi sämtliche Vorhaben von Förderprogrammen abhängig seien. Klieme: „Es gibt aber immer das Risiko, dass man einen Antrag stellt und nicht erfolgreich ist. Man muss also unbedingt einen Plan B haben.“

Auch die Initiatorin der Online-Petition meint, „eine vorübergehende Aufstockung der Plätze an den vorhandenen Gymnasien, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Einrichtungen in freier Trägerschaft“, sei die sinnvollere Alternative und käme den Interessen der Kinder und Eltern eher entgegen.

Welche prominenten Hallenser unterschrieben haben und was der Sprecher der Stadt dazu sagt, lesen Sie auf der nächsten Seite.

In den ersten Tagen haben bereits fast 400 Personen die Petition unterschrieben - unter ihnen übrigens auch Giebichenstein-Schulleiter Gaube. Ebenfalls unter den Unterzeichnern ist Prof. Michael Bron. Der Chemiker ist an der Uni Halle auch Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Petition kann noch bis zum 15. Dezember unterzeichnet werden. Ziel sind 2.500 Unterschriften. Wird es erreicht, wird „Open Petition“ eine Stellungnahme der Entscheidungsträger einfordern. Ein direkter Handlungszwang für die Politik ergibt sich allerdings auch dann nicht, wenn das Quorum erreicht wird. Die Initiatoren setzen aber darauf, dass mit der Petition eine größere öffentliche Debatte angestoßen wird.

Die Verwaltung hielt sich mit einer Bewertung der Petition zurück. Stadtsprecher Drago Bock sagte auf MZ-Nachfrage lediglich, der Bildungsausschuss werde die Eingabe „vollumfänglich beraten“. Im Stadtrat gibt es allerdings - trotz der vermeintlichen Einigung beim Schulgipfel - weitere Vorschläge. So hat die Fraktion der Linken das Gebäude des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes im Paulusviertel als Übergangslösung ins Spiel gebracht. Die Entscheidung soll am 2. Dezember im Bildungsausschuss fallen, der Stadtrat am 17 Dezember endgültig beschließen. (mz)

Thomas Gaube, der Leiter des Giebichenstein-Gymnasiums
Thomas Gaube, der Leiter des Giebichenstein-Gymnasiums
Günter Bauer Lizenz