Grünflächenamt Grünflächenamt: Parkplatz für steinerne Kunst
Halle/MZ. - Hier ist er noch der Chef im Ring. Während landauf, landab "Good bye Lenin" über Leinwände flimmert, steht Onkel Wladimir mit hochrotem Porphyrkopf auf dem Hof des Grünflächenamts - unverrückbar, wie für die Ewigkeit. Die Ecke auf dem weitläufigen Gelände wirkt wie Halles Denkmalfriedhof. "Friedhof der Kuscheltiere" scherzt mancher.
Doch haben die wuchtigen Steinplastiken meist so gar nichts Kuscheliges. Und für einige ist der Ort auch nur eine Durchgangsstation vor dem nächsten Einsatz als Kunst im öffentlichen Raum. So sollen die Bronze-Plastiken "Chemie-Ingenieurin" von Senta Baldamus (1973), und das "Lesende Mädchen" von Heinz Beberniß (1961), die nach Frostschäden am Sockel sicherheitshalber demontiert wurden, bald restauriert und wieder aufgestellt werden. Die Ingenieurin an neuem Standort in Neustadt, die Lesende an ihrem alten Platz auf der Peißnitz. Zu beseitigen sind zuvor auch noch die von Sprayern verursachten Verunzierungen. Doch weil sich der Sanierungsaufwand mit zirka 1000 und 2000 Euro in beiden Fällen in Grenzen hält, stehen die Chancen für diese Zeugnisse von Kunst aus Ost-Zeiten sehr gut.
Anders bei anderen. Karl Voigts "Mutter und Kinder" fielen im Stadtpark dem Vandalismus zum Opfer. Für die Zukunft dieser Arbeit aus dem Jahr 1970 wird eine Regel gelten, die sich im Umgang mit der etwas heiklen Materie DDR-Kunst entwickelt hat. "Eine Plastik zu sanieren, darf nicht so teuer sein wie ein neues Werk", sagt Christel Gerhardt, zuständige Teamleiterin im städtischen Kulturbüro. Das sei auch mit Blick auf die vielen in der Stadt lebenden Künstler wichtig. Das berechtigte Anliegen, Altes zu bewahren, dürfe nicht Mittel für Neues aufbrauchen - eine Gratwanderung.
Doch ist in Sachen Bewahrung mehr als nur das chronisch fehlende Geld notwendig. Für über 40 Werke gibt es Kunstpaten - Leute oder Einrichtungen, die das Umfeld von Plastiken ein bisschen pflegen oder Schäden rechtzeitig melden. "Es wäre schön, wenn sich da noch mehr Interessenten fänden", sagt Frau Gerhardt. Auch müsse es gelingen, den Vandalismus weiter einzudämmen. Dem kann nur zustimmen, wer die Steingruppe auf dem "Kunstparkplatz" im Grünflächenamt sieht. Sie wirkt dicht und irgendwie komplett - und fast schon selbst wie ein Kunstwerk. Hoffentlich stellt sie nicht schnell noch jemand als Ganzes unter Denkmalschutz.