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Grundschule in Heide-Nord Grundschule in Heide-Nord: Halles hässlichste Schule?

Von Jan Schumann 05.09.2015, 07:37
Die geteilte Schule: Der östliche Gebäudeflügel ist gesperrt, steht auf der Abrissliste der Stadt. Auch im genutzten Teil sehen Eltern Baubedarf.
Die geteilte Schule: Der östliche Gebäudeflügel ist gesperrt, steht auf der Abrissliste der Stadt. Auch im genutzten Teil sehen Eltern Baubedarf. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Absperrbänder flattern am Osttrakt der Heideschule, sie zeigen den Kindern: Zutritt verboten. Wenn es regnet, wird der Keller feucht. Und im zugewucherten Sandkasten hat schon lange niemand mehr gespielt. Schulleiterin Ines Lachheim sagt am Ende des Rundgangs: „Es gibt junge Eltern im Viertel, die sagen: Hier geht unser Kind nicht hin.“ Doch die Sorge um den Zustand der einzigen kommunalen Grundschule im halleschen Stadtteil Heide-Nord geht nicht nur bei Lehrern und Eltern um: Sie ist jetzt auch Thema in der Stadtpolitik. Im Stadtrat entbrennt gerade eine Debatte um die Zukunft der Schule.

Was ist die Bildung wert?

Parteiübergreifend formiert sich gerade eine Front: Linke, SPD und CDU wollen sich für eine umfassende Sanierung der Schule einsetzen. Rund 160 Kinder lernen hier in diesem Schuljahr. „Es geht um die Frage, was uns Bildung wert ist“, sagt Kay Senius (SPD), Mitglied des Bildungsausschusses im Stadtrat. „Gerade in Heide-Nord ist die Sozialstruktur nicht so günstig wie in anderen Stadtteilen - gerade dort muss in Bildung investiert werden.“ Die Zustände in der Schule seien „unhaltbar“, sagt Senius.

Konkurrenz in der Nachbarschaft

Etwas anders drückt sich Hendrik Lange (Linke) aus, der Ton ist gleich: „Das Wohngebiet soll langfristig nicht abgekoppelt werden.“ Tatsächlich muten die umliegenden Grundschulen wie Schmuckstücke an, vergleicht man sie mit der Heideschule. Die Einrichtungen in Dölau und Kröllwitz sind saniert. Und in direkter Nachbarschaft eröffnete 2014 die Evangelische Grundschule. „Einige Stadtteilbewohner schicken ihre Kinder lieber dort hin“, sagt Schulleiterin Lachheim.

Mängelliste wurde erstellt

Die Heideschule wurde vor rund 30 Jahren errichtet, eine Grundsanierung gab es seitdem nicht. Dies ist der Grund, aus dem der Förderverein Heideschule - besetzt mit Eltern - nun Politik machen will: Der Vorstand um Ronny Herse verfasste eine Mängelliste, schickte sie an die SPD-Fraktion. Darin ist die Rede von kaputten Fenstern ohne Dämmung, Feuchtigkeit im Keller und einem trostlosen Schulhof - tatsächlich sind die Bänke kaputt, Spielgeräte gibt es nicht.

In der Stadtverwaltung sehen die Zuständigen die aktuelle Kritik jedoch mit erhobener Augenbraue. Vieles sei bereits geschehen, in den vergangenen Jahren habe es eine Reihe von Investitionen gegeben. „Von uns gibt es schon die Zusage, dass die Fenster bis spätestens November erneuert werden“, sagt Burkhard Oemisch. Dafür seien 100 000 Euro aus dem Haushalt einkalkuliert. Zudem habe die Schule 2010 einen neuen Speiseraum bekommen. Und die Sporthalle wird gerade für rund 70 000 Euro erneuert, heißt es aus der Verwaltung. „Die Kritik, dass die Schule vernachlässigt wird, kann man so nicht stehen lassen“, sagt Oemisch.

Zum Handeln zwingen

Lachheim, seit drei Jahren Schulleiterin, erkennt die Bemühungen um die Instandhaltung an, sagt dennoch: Es geht um den Gesamteindruck. So sehen es auch die Protagonisten der neu formierten Koalition in der Stadtpolitik. Andreas Schachtschneider (CDU) kündigt an, gemeinsam mit SPD und Linken einen Stadtrats-Antrag zu erarbeiten, der eine umfassende Sanierung vorsieht. „Wir wollen die Verwaltung zum Handeln zwingen, die Schule in der Prioritätenliste nach oben bringen“, so Schachtschneider. „Auch, wenn es ein komplexes Bauvorhaben ist.“

Die geäußerte Furcht der Politiker, der Stadtteil Heide-Nord könne mit einer unattraktiven Grundschule langfristig abgehängt werden, hängt mit dessen sozialer Gemengelage zusammen. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger in Heide-Nord liegt bei über zehn Prozent, in Kröllwitz und Dölau sind es jeweils ein Prozent. Die Statistik zeigt: In den gut situierten Stadtteilen liegt die Quote künftiger Gymnasiasten deutlich höher. Hendrik Lange hat demnächst einen Besichtigungs-Termin in der Heide-Schule. (mz)