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Gründer-Initialen sind wieder aktuell

Von HEIDI POHLE 21.12.2009, 19:02

HALLE/MZ. - Und zu denen gehörte der Juwelier und Uhrmachermeister August Heckel aus dem halleschen Steinweg zweifellos.

Er wäre stolz auf seine Nachkommen, sitzt doch im neuen Jahr nunmehr die vierte Generation auf dem Chefsessel: Andreas Heckel übernimmt von seiner Tante Edelgard Kowalski, der Enkelin des Firmengründers, die Verantwortung für das älteste Uhren- und Juweliergeschäft der Stadt. Die Initialen des Prinzipals - A. H. - werden somit wieder aktuell.

Für die Kunden ändere sich jedoch nichts, sagt die 59-Jährige. "Nach wie vor werde ich im Geschäft Uhren und Schmuck verkaufen." Und Uhrmacher Andreas Heckel (42) wird wie bisher in der angrenzenden Werkstatt arbeiten und zusätzlich die Geschäfte führen.

Begonnen hat die Firmengeschichte, als August Heckel 1892 im Steinweg einen Uhrmacherladen eröffnete. Der ging so gut, dass er 1910 gleich nebenan, am heutigen Standort, ein Geschäftshaus mit Laden und zwei Hinterhäusern bauen lassen konnte. Alte Fotos

zeigen die gediegen ausgestatten Firmenräume, in denen von der Armbanduhr bis hin zum Regulator alles verkauft und repariert wurde. In der Werkstatt arbeiteten bis zu sechs Uhrmacher. Einige alte Einrichtungsgegenstände haben die Zeiten überdauert wie der mannshohe Tresor, wenngleich mit ungewöhnlichen Blessuren. Märzkämpfer wollten ihn nämlich 1921 gewaltsam öffnen und schossen auf das Schloss, allerdings vergeblich.

Der Name Heckel war früher auch überregional bekannt: August stand in den 1920-er Jahren dem Uhren-Zentralverband von Deutschland vor. Und sein Sohn Gregor, ein Glashütte-Meisterschüler, war in den 50-er Jahren in der Region Obermeister der Innung. Als er 1961 starb, übernahm seine Frau Gisela die Leitung des Geschäfts und übertrug ihrem Sohn Gerhard die Werkstatt - Handel und Handwerk mussten im Sozialismus getrennt betrieben werden. Wer aber sollte der Mutter nachfolgen? Tochter Edelgard Kowalski war zwar im Laden groß geworden; die gesamte Familie wohnte ja in dem Haus. Aber sie studierte Pharmazie. Um sich 1982, als sie gerade im Babyjahr war, der Mutter zuliebe doch zu entschließen, den Laden zu übernehmen, während ihr Bruder Gerhard - der 2009 verstarb - die Werkstatt leitete. 1992, zum 100. Firmengeburtstag, konnte den Kunden ein modernisiertes Geschäft präsentiert werden.

Freilich, die guten Zeiten nach der Wende, als die Leute endlich so viel edlen Schmuck kaufen konnten wie sie wollten, ohne dafür wie in der DDR Gold und Silber abgeben zu müssen, sind vorbei. "Doch guter Schmuck ist nach wie vor gefragt", sagt Edelgard Kowalski.

"Und ich kann über Arbeitsmangel auch nicht klagen", ergänzt Neffe Andreas Heckel. Ob er das Familienunternehmen einst in die Hände der fünften Generation legen kann, ist ungewiss. Die beiden Töchter von Frau Kowalski haben sich beruflich anders orientiert und keine Ambitionen, die Tradition fortzusetzen. Und die Zwillingssöhne des neuen Chefs sind gerade mal neun Jahre alt.