Großeinsatz in Großkugel Großeinsatz in Großkugel: 150 Menschen müssen Häuser wegen stinkender Substanz verlassen

Großkugel/mz - War es Buttersäure oder nicht, die am Pfingstmontag in Großkugel für einen Großeinsatz von Feuerwehr und Katastrophenschutz gesorgt hat? Diese Frage konnte die Polizei auch am Dienstag nicht mit hundertprozentiger Gewissheit beantworten. Das Problem: Die gefundene Menge reichte nicht für eine genaue Analyse.
„Wir schließen auf Buttersäure“, sagt Sprecher Jürgen Müller. Dafür spreche der Geruch der Flüssigkeit, auf die Anwohner in ihren Vorgärten im Beuditzer Weg aufmerksam geworden waren. Auch das Messgerät lege diese Vermutung nahe. Absolut sicher könne sich die Polizei aber erst sein, wenn der oder die Täter gefasst sind. Noch tappt die Polizei aber im Dunkeln. Anwohner hatten in der Nacht zum Montag zwar eine unbekannte Person beobachtet. Wirklich brauchbare Hinweise gibt es bisher aber nicht. Müller hofft, dass sich noch mehr Zeugen melden, denen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. „Vielleicht spielen Geschichten aus der Vergangenheit eine Rolle.“
Ein Nachbarschaftsstreit? Ausschließen möchte Müller das jedenfalls nicht. Auch Kurt Hambacher (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Kabelsketal, glaubt nicht an einen Zufall. „An Spekulationen möchte ich mich aber nicht beteiligen“, macht er deutlich. Dass in Großkugel jemand mit der Angst der Bevölkerung spielt, sei schrecklich und kein Lausbubenstreich. „Das ist kriminell“, sagt der Bürgermeister. „Die Situation ist angespannt.“
Wer Hinweise zum Buttersäureanschlag geben kann, wird gebeten, sich unter 03461/44 62 91 an die Polizei zu wenden.
Rund 150 Anwohner mussten am Montag ihre Häuser verlassen. Kreisbrandmeister Holger Baumann forderte den Gefahrgutzug des Saalekreises an. „Wir wussten nicht, worum es sich handelt“, sagt er. Dass es Buttersäure sein könnte, dieser Verdacht habe ihm nicht gereicht. Schließlich hätte es auch eine weitaus gefährlichere Flüssigkeit sein können. Und auch Buttersäure sei nicht ohne. Schließlich würde die übelriechende und ätzende Flüssigkeit die Atemwege reizen.
Ein Notarzt hatte die betroffenen Anwohner vorsorglich untersucht. Niemand war zu Schaden gekommen. Die Polizei ermittelt trotzdem wegen versuchter schwerer Körperverletzung. „Wir gehen davon aus, dass es keine hundertprozentige Buttersäure war“, sagt Müller. Ein Glück für die Anwohner.
Sie konnten rund sechs Stunden lang nicht in ihre Häuser zurückkehren. Die Gaststätte „Zum Holzwurm“ diente als Ausweichquartier. Die meisten hielten sich aber hinter dem Absperrband auf und beobachteten die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit. 105 Helfer aus dem gesamten Saalekreis waren im Einsatz, darunter die freiwilligen Feuerwehren Schwoitsch, Osmünde, Merseburg, Bad Lauchstädt, Schafstädt, Lochau, Teutschenthal, Gröbers, Großkugel sowie die Berufsfeuerwehr Halle.