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Golfplatz kontra Hufi? Golfplatz kontra Hufi?: Biologin will Wasserentnahme aus dem See stoppen

Von Dirk Skrzypczak 13.07.2019, 05:00
Nur die Spielflächen auf dem Golfplatz sind noch grün. Drumherum ist der Rasen durch die Dürre bereits braun.
Nur die Spielflächen auf dem Golfplatz sind noch grün. Drumherum ist der Rasen durch die Dürre bereits braun. Silvio Kison

Halle (Saale) - Im Service-Center des Golfplatzes am Hufeisensee hängen mehrere Gemälde. Sie zeigen das Areal in einem satten Grün inmitten einer üppigen Vegetation. Die Wahrheit sieht anders aus. Grün sind nur die Spielflächen, ansonsten ist der Rasen braun, viele Sträucher sind verdorrt, junge Bäume lassen die Äste hängen.

„Wir wässern nur noch das Nötigste. Auf dem Platz stehen knapp 30.000 Pflanzen. Viele von ihnen werden die Trockenheit nicht überleben“, sagt Betreiber Norbert Labuschke. Zur Bewässerung der 80 Hektar großen Anlage zieht der Golfpark Wasser aus dem Hufeisensee. Und genau dieser Umstand sorgt seit Wochen für Diskussionen bis in den Stadtrat hinein.

Biologin Ulrike Eichstädt sorgt sich um den See sowie die Fauna und Flora

Auch die Biologin Ulrike Eichstädt sorgt sich um den See sowie die Fauna und Flora, denen er Leben spendet. Sie hat eine Online-Petition gestartet. „Seit 2017 erleben wir die dritte Trockenperiode in Folge. Der Wasserspiegel sinkt. Die natürliche Verdunstung können wir nicht verhindern, die Wasserentnahme aber schon. Dem Hufeisensee droht sonst eine akute Notlage“, sagt Eichstädt. In der Petition fordert sie die Stadtverwaltung auf, die Genehmigung zur Wasserentnahme zurückzunehmen und auch keine weiteren Ausnahmen mehr zuzulassen.

„Für die Bewässerung des Golfplatzes müssen Alternativen gefunden werden.“ Privatwirtschaftliche Interessen müssten im Interesse der Natur und der Allgemeinheit hinten angestellt werden. Rund 900 Personen haben sich der Petition schon angeschlossen. Im August will Eichstädt das Papier im Stadtrat an den OB übergeben.

Aktivitäten des Golfplatzes: Das sagt die Aufsichtsbehörde

Die Untere Wasserbehörde, die in der Stadtverwaltung angesiedelt ist, kontrolliert die Aktivitäten des Golfplatzes. „Der Betreiber ist verpflichtet, die Wasserentnahme elektronisch zu messen und zu dokumentieren. Das wird durch uns und das Landesverwaltungsamt überprüft“, sagt Leiter Steffen Johannemann.

Am 25. September 2015 hatte die Stadt dem Golfplatz die Erlaubnis zur Wasserentnahme erteilt. 42.000 Kubikmeter sind pro Jahr gestattet, das entspricht einer Absenkung des Wasserspiegels um etwa sechs Zentimeter.

Golfplatz hat die zulässige Höchstmenge überschritten - Ausnahme beantragt

Weil die Menge angesichts der Trockenheit bereits 2018 nicht reichte, hatte die Behörde im vergangenen Jahr zwei Ausnahmen erteilt. In diesem Jahr sieht es für den Park nicht besser aus. Der Golfplatz hat die zulässige Höchstmenge überschritten, liegt aktuell bei 47.000 Kubikmetern. „Wir bearbeiten einen Antrag des Betreibers, die Entnahme um weitere 67.000 Kubikmeter zu erhöhen, um den Platz sowie die 2.000 Gehölze und Bäume zu bewässern, die 2018 angepflanzt wurden“, sagt Johannemann.

Dadurch würde die Wasseroberfläche des Sees zusätzlich um neun Zentimeter sinken. „Zum Vergleich: Die natürliche Verdunstung liegt vier- bis fünfmal höher als die Wasserentnahme durch den Golfplatz“, so Johannemann. Aktuell betrage der Wasserstand des Sees 91,4 Meter über Normalnull. Im Frühjahr lag der Wert bei 91,6 Metern. Den Höchststand hatte er 1997 (92,5 Meter). Der Hufeisensee wird vor allem durch Grundwasser gespeist. Allerdings liegen die Grundwasserstände laut Stadt derzeit 60 Zentimeter unter den langjährigen Vergleichsdaten.

So wird der Golfplatz in Halle beregnet

Labuschke wünscht sich derweil eine sachliche Debatte, untersetzt mit Fakten. „Ich bin das Feindbild Nummer eins für viele Umweltschützer. Die Leute vergessen, dass wir mit dem Bau des Golfplatzes 370.000 Ökopunkte geschaffen haben, mehr als jedes andere Bauvorhaben in Halle. Wir brauchen das Wasser, um die Vegetation und den wertvollen Spezialrasen zu erhalten.“

In Gefahr seien auch zwei Folienteiche als geschützte Biotope. Dort ist der Wasserspiegel deutlich abgesackt. Die Folie liegt frei. Tiere, die zum Trinken an die Teiche kommen, würden in die Gewässer rutschen und nicht wieder herauskommen. Man benötige daher weiter Wasser aus dem See, um die Teiche wieder aufzufüllen und Bäume zu gießen. Geschenkt gebe es das nicht. „Wir zahlen für die Wasserentnahme.“

„Wir haben eine Freizeitanlage mit hohem Erholungswert geschaffen. Vorher war hier Acker.“

Der Golfplatz mit seinen Bahnen wird auf einer Fläche von 25 bis 30 Hektar über 400 elektronisch geregelte Beregnungsanlagen gewässert. Sensoren messen die Feuchtigkeit des Bodens. Fällt genügend Niederschlag, fahren die Düsen nicht aus. Ohne das Wasser aus dem Hufeisensee sei die Beregnung nicht möglich, sagt Labuschke: „Es gibt keine andere Möglichkeit. Wird die Entnahme gestoppt, sind Investitionen von sieben Millionen Euro in Gefahr.“

5.000 Besucher würden pro Monat das Gelände besuchen, 3.000 von ihnen Golf spielen. „Wir haben eine Freizeitanlage mit hohem Erholungswert geschaffen. Vorher war hier Acker.“ Dass der Golfplatz dem Hufeisensee schadet, glaubt er nicht. „Wir entnehmen pro Jahr etwa zwei Prozent der Wassermenge des Sees. Damit machen wir nichts kaputt.“ (mz)

Im Hufeisensee befinden sich zwischen vier und sechs Millionen Kubikmeter Wasser. Zwei Prozent der Jahresmenge wird vom Golfpark entnommen.
Im Hufeisensee befinden sich zwischen vier und sechs Millionen Kubikmeter Wasser. Zwei Prozent der Jahresmenge wird vom Golfpark entnommen.
Silvio Kison