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"Goldenes Herz" "Goldenes Herz": Schlaflose Nächte um altes Gemäuer

Von Heidi Pohle 26.09.2001, 19:09

Halle/MZ. - Vor zehn Jahren hat sich Peter Wallenfang verliebt. Und ahnte nicht, dass diese Liebe von schlaflosen Nächten und Sorgenfalten begleitet wird, aber auch "viele Glücksmomente" für ihn bereithielt, wie er sich erinnert. Nun ist Wallenfang am Ziel seiner Wünsche angelangt: Das historische "Goldene Herz" in der Mansfelder Straße, das ihm gehört, ist saniert. Eine Gaststätte öffnet am 1. November im Vorderhaus, Büroräume und Wohnungen in den Seitenflügeln sind größtenteils vermietet. Und am Wochenende will der 56-jährige Hausherr mit der Familie, mit Freunden, Mietern und Handwerkern Einweihung feiern.

Bis dahin war es ein weiter Weg. Wallenfang nimmt es Besuchern nicht übel, dass es ihre Vorstellungskraft übersteigt, wie der alte Ausspannhof, der 1712 erbaut wurde, nach jahrelangem Leerstand aussah. Das Mauerwerk im unteren Bereich und Holzbalken waren zerstört, die oberen Etagen vom Einsturz bedroht. Das Karree zwischen Ankerstraße und Packhofgasse bot einen mehr als traurigen Anblick. Wallenfang, der seit 40 Jahren in Halle lebt und eine Baufirma betreibt, hat alles fotografiert, die Bilder füllen zwei dicke Mappen. Heute mag selbst er kaum glauben, dass der alte Gasthof aus Halles einstiger Klaustor-Vorstadt wieder originalgetreu hergerichtet und nutzbar ist.

Begonnen hatte alles, als der Bauingenieur und gelernte Maurer nach der Wende das "Goldene Herz" kaufen wollte. Damals gehörte es noch der Umwelttechnik AG (Utag). "Ich war fasziniert von den Gebäuden, die früher von Pferdefuhrwerken aus allen Himmelsrichtungen angesteuert wurden. Bis zu 100 Pferden sollen in den Ställen gestanden haben." Wallenfang hat viel darüber gelesen. Aber die Utag verlangte eine Million Mark - unbezahlbar für ihn. Dann wurde die Utag an das englische Unternehmen Thames Water verkauft. Und das "Goldene Herz", zuletzt von der Utag als Bürohaus genutzt, stand immer noch leer. Selbst große Baufirmen wollten es nicht haben.

Mitte der 90-er Jahre machte Wallenfang einen erneuten vergeblihen Kauf-Versuch - das Haus war immer noch zu teuer. 1999 schließlich kam das englische Unterneh-men plötzlich auf ihn zu, wollte das Haus loswerden. Man wollte wohl möglichen Sanktionen aus dem Wege gehen, vermutet Wallenfang, falls das unter Denkmalschutz stehende Haus zusammengefallen wäre. "Da habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und hart verhandelt", erinnert er sich. Von Geld spricht er nicht. Solch ein altes Gemäuer zu sanieren, koste viel Geld, doch mehr noch "Liebe, Vision und Stehvermögen", fasst der Bauherr zusammen.

Am 12. Juni 2000, den Tag wird er nie vergessen, ging es los. Auch der Ärger mit dem Denkmalschutz. Aber Wallenfang winkt ab, will nicht mehr über seine bitteren Erfahrungen mit den halleschen Behörden reden, die ihn ans Aufgeben haben denken lassen. Das sei vorbei, verschmerzt sind auch die 50 000 Mark Fördermittel, die gestrichen wurden, weil an den Fenstern ein nicht sichtbares Detail fehlt. "Dieser Streit hat den Bau zehn Wochen lahm gelegt."

Nun wird noch der Hof hergerichtet. Die alten Garagen, die 1930 als Ersatz für alte Pferdeställe mit einem Hotel an der Ankerstraße gebaut wurden - es war das erste Garagen-Hotel in Halle -, müssen weichen. Und auf der gegenüberliegenden Seite entsteht noch ein neues Wohn- und Geschäftshaus.

Und dann? Ist das Kapitel Denkmal-Sanierung abgeschlossen. Da lacht Wallenfang verschmitzt und schüttelt den Kopf. Längst hat er eine neue Liebe entdeckt. Sie steht gegenüber der alten und ist in einem ebenso jämmerlichem Zustand wie das "Goldene Herz" vor zwei Jahren. Es handelt sich um ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Mansfelder Straße 8/Ecke An der Schwemme. Noch gehört es der Mitteldeutschen Bau AG (HMB), die es an die Stadt zurückgeben will, nachdem sie es nicht völlig abreißen durfte. Geht es nach Wallenfang, ist das Fachwerkgebäude aus dem Mittelalter bald ebenfalls saniert. Im Bauordnungsamt würde man es sehr begrüßen, wenn Wallenfang zum Zuge käme. Dem ist um die Vermarktung nicht bange, schließlich wird in unmittelbarer Nachbarschaft das Medienzentrum entstehen. Doch ein wenig mehr Entgegenkommen von der Stadt als beim "Goldenen Herz" wünscht er sich schon. "Das Viertel an der Mansfelder Straße wird eines der schönsten in Halle." Davon ist Wallenfang überzeugt.