Goldene Rose in Halle Goldene Rose in Halle: Gasthaus hat sich als Café international etabliert

Halle (Saale) - Schon eine Viertelstunde, bevor die Tür der „Goldene Rose“ geöffnet wird, stehen Omran Saberi und sein Mitbewohner Shah Agha Khogyani vor der Tür: „Wir haben gehört, dass man hier Deutsch lernen kann“, sagt Omran, der genau wie Shah vor zwei Monaten aus Afghanistan geflohen ist und nun in Neustadt lebt. Deutsch lernen - das kann man bei den Treffs montags ab 18.30 Uhr im „Café international“ in der Goldenen Rose zwar nicht direkt. Aber neue Kontakte zu Hallensern knüpfen. Und Infos erhalten, wo es Unterstützung für Flüchtlinge gibt.
Und so klärt sich für Omran und Shah schnell, wo sie nun Deutsch lernen können. Bettina Hötzel, eine der vier Ehrenamtlichen, die das „Café International“ organisieren, erklärt ihnen anhand einer aktuellen Liste, wo es kostenlose Kurse gibt.
Die beiden jungen Männer, 21 und 26 Jahre alt, sind genau wie die rund 50 anderen Gäste des Café International absolut aufgeschlossen und kommen schnell mit anderen ins Gespräch. Aber nicht nur die schrecklichen Erlebnisse in ihrer Heimat und die Flucht spielen dabei eine Rolle. Arbeiten, das möchte der Schneider Omran: „Ich möchte Deutschland dienen, etwas wiedergeben.“ Doch dafür muss sein Asylantrag bearbeitet sein.
Arbeit finden und als Asylbewerber anerkannt werden, das ist auch das Thema von Mohamad Al Hussein an diesem Abend. Der Geologe hat 2010 an der Uni Würzburg promoviert, ging dann wieder in seine Heimat Syrien zurück und flüchtete 2015 aus dem Bürgerkriegsland. In perfektem Deutsch erklärt er seine Situation: „Ich dachte, ich finde schnell eine Arbeit. Genau wie viele weitere Akademiker, die aus Syrien geflohen sind.“
Experten für Fossilien
Doch die Bearbeitung der Asylanträge dauere zu lange. Und noch etwas anderes bedrückt den Experten für Fossilien, der zuletzt für die Universitäten in Aleppo und Homs gearbeitet hat: Während er seit fünf Monaten in Halle in Sicherheit ist, sitzen seine Frau und seine drei Kinder in einem Lager in der Türkei fest. Erst vor wenigen Tagen gab es dort einen Bombenanschlag.
Endlich eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, einen Deutschkurs absolvieren zu dürfen und arbeiten, ist auch der Wunsch von Ziad Alhilal aus Syrien. Die Lage des 28-Jährigen ist besonders schwierig, weil ihm die Abschiebung nach Ungarn drohte, wo er auf seiner Flucht erstmals registriert wurde. „Zwar hat ein Gericht entschieden, dass ich nicht nach Ungarn muss. Aber seitdem habe ich nichts mehr von den Behörden gehört.“ Ein Jahr und 15 Tage wartet der 28-jährige Elektriker jetzt auf eine Entscheidung. „Ich will nicht nur Geld vom Staat bekommen, ich will arbeiten“, sagt er verzweifelt.
Ziad spricht nur wenig Deutsch, daher übersetzt Mohamad Al Hussein. Denn das macht der 37-Jährige auch sonst ehrenamtlich in einem Asylbewerberheim. Dabei erfährt er auch etwas von der Lebenssituation der anderen Flüchtlinge: Von Verbalattacken gegen sie sei ihm schon berichtet worden. „Deutschland hat sich verändert“, sagt der Wissenschaftler nachdenklich.
Die Spaltung der Gesellschaft in Menschen, die Flüchtlinge unterstützen und diejenigen, die Stimmung gegen Flüchtlinge machen, habe eine schwierige Situation geschaffen. „Auch ich habe Angst, aber die Polizei macht ihre Arbeit gut“, sagt er. Der Blick aus dem Fenster der „Goldenen Rose“ zeigt dies: Streifenbeamte schieben vor dem Treffpunkt Wache. (mz)
Für die Organisation für das „Café International“ werden noch weitere Ehrenamtliche gesucht. Kontakt: facebook/cafeinternationalhalle