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Gipskopf von jedem Solisten

Von Claudia Crodel 21.12.2004, 16:16

Halle/MZ. - Wenn die Zuschauernoch zu Hause vorm Kleiderschrank stehen und überlegen, wassie diesmal beim Theaterbesuchanziehen, herrscht im Opernhausschon reges Treiben. Gut zweiStunden vor einer Vorstellung beginnt in der Maskenbildnerei der Hochbetrieb. Da müssen Haare frisiert, hochgesteckt und mit Perücken versehen werden. Und es muss geschminkt werden.

"Wir sind hier neun Mitarbeiter", sagt Miriam Mendler-Benkendorf, die Chefmaskenbildnerin. Wie viele an einem Vorstellungsabend tatsächlich in der Maskenbildnerei Dienst tun, hängt von der Produktion ab. "Für Ballette reichen meist vier - zwei für die Damen, zwei für die Herren", erläutert Mendler-Benkendorf. Bei großen Opern mit Chor und Statisten dagegen seinen alle Maskenbildner vor Ort.

Auch die Aufgaben unterscheiden sich von Stück zu Stück. "Beim Ballett haben wir meist mit dem Eigenhaar der Tänzer zu tun", sagt die Chefmaskenbildnerin. Manchmal gebe es dann heiße Lockenwickler. "Die Haare müssen bei den Tänzern besonders fest gesteckt werden, damit die Frisuren auch bei Drehungen und Sprüngen richtig halten." Geschminkt wird ausschließlich mit Theaterschminke, die in allen Schattierungen vorrätig ist. Jeder Darsteller sitzt 20 bis 30 Minuten vor dem Spiegel in der Maskenbildnerei. Manchmal muss er dann während der Vorstellung noch umgeschminkt werden.

Etwa vier bis sechs Wochen vor eine Premiere kommt der Ausstatter in die Maskenbildnerei und unterbreitet seine Vorstellungen. Die Maskenabteilung bekommt die Entwürfe, die so genannten Figurinen. Es werden Farbabsprachen getroffen. Oft müssten dann noch Perücken angefertigt werden, meint Mendler-Benkendorf.

Die Perücken werden nahezu alle von den Maskenbildnern im Opernhaus selbst gefertigt - und zwar aus Echthaar. "Das nehmen wir, weil sich die Perücken dann wieder umfrisieren lassen, beispielsweise, wenn eine Inszenierung abgespielt ist und sie in einem anderen Stück weiter verwendet werden sollen", sagt die Chefmaskenbildnerin. Auf dem Flur stehen hohe Schränke, die einen großen Fundus an Perücken und Bärten beherbergen.

In Tüllstoff werden die Haare eingeknüpft, bis die Perücke perfekt ist. Das dauert etwa 40 Arbeitsstunden. Derzeit arbeiten die Maskenbildner des halleschen Opernhauses bereits an den Perücken für die Darsteller in der Oper "Die verkaufte Braut", die im Januar Premiere haben wird. Von allen Solisten haben die Maskenbildner Gipsköpfe, die nach Abdrücken entstanden. So wird zur Zeit beispielsweise langes rötliches Haar auf dem Gipskopf von Sängerin Mona Deibele zur Perücke geknüpft. Mona Deibele wird in der "Verkauften Braut" die Esmeralda singen.