1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Gewaltverbrechen auf Teneriffa: Gewaltverbrechen auf Teneriffa: Warum Mord an Hallenserin so schleppend aufgeklärt wird

Gewaltverbrechen auf Teneriffa Gewaltverbrechen auf Teneriffa: Warum Mord an Hallenserin so schleppend aufgeklärt wird

Von Michael Bertram 31.07.2019, 06:00
In einer Höhle in der Nähe der Gemeinde Adeje auf Teneriffa sind eine Hallenserin und ihr Sohn tot aufgefunden wurden. Die Guardia Civil ermittelte.
In einer Höhle in der Nähe der Gemeinde Adeje auf Teneriffa sind eine Hallenserin und ihr Sohn tot aufgefunden wurden. Die Guardia Civil ermittelte. dpa

Las Palmas/Halle (Saale) - Es war eine Bluttat, die im Frühjahr international Schlagzeilen machte: Eine 39-jährige Hallenserin war zusammen mit ihrem zehnjährigen Sohn in einer Höhle auf der beliebten spanischen Urlaubsinsel Teneriffa Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Ein durch die Tat schwerst traumatisierter siebenjähriger Sohn konnte entkommen. Unter Tatverdacht: Der Vater, der wenig später von spanischen Behörden festgenommen werden konnte.

Warten auf Ergebnisse verschiedener biologischer Proben

Auch drei Monate nach dem brutalen Verbrechen kommen die Ermittler mit der detaillierten Aufklärung dessen, was in der versteckt gelegenen Höhle nahe dem Ort Adeje und im Vorfeld tatsächlich passierte, bisher nur schleppend voran. „Es ist derzeit noch unklar, wann die Anklageschrift verfasst werden kann und der Fall vor Gericht kommt“, sagte auf MZ-Anfrage Antonio Fernández de la Gándara, Sprecher des Obersten Gerichts der kanarischen Hauptstadt Las Palmas. „Sicher scheint, dass es nicht vor Frühling nächsten Jahres passieren wird“, schob er hinterher.

Wie der Sprecher weiter erklärte, warte ein auf Gewaltverbrechen gegen Frauen zuständiges Gericht in Arona auf Teneriffa noch auf Ergebnisse verschiedener biologischer Proben, die nach der Tat an ein forensisches Labor geschickt worden waren. Auch wäre die Autopsie der Leichen noch nicht komplett abgeschlossen. „Ohne die abschließenden Berichte geht es keinen Schritt weiter“, erklärte der Gerichtssprecher. Aber auch an anderer Stelle werde es den Ermittlern seit Monaten erschwert, die Tat vollumfassend aufzuklären: „Der Tatverdächtige schweigt weiter und hat keine Einlassungen zu den Vorfällen gemacht“, sagte Antonio Fernández de la Gándara.

Gewaltverbrechen mutmaßlich von Vater geplant

Nach wie vor sitze er in Untersuchungshaft, ohne dass es die Möglichkeit geben würde, das Gefängnis auf Kaution zu verlassen. Gegen ihn wird wegen zweifachen Mordes ermittelt. Aufgrund von Zeugenaussagen gehen die Ermittler derzeit davon aus, dass der 43-Jährige, der vor der Tat bereits seit geraumer Zeit getrennt von seiner Familie auf Teneriffa lebte, seine Frau und die beiden Kinder unter dem Vorwand in die Höhle gelockt haben könnte, dort Ostereier versteckt zu haben. 

Dort angekommen, habe der Mann dann auf seine Frau und den älteren Sohn eingeschlagen. Der jüngere der beiden Jungen habe in diesem Moment jedoch fliehen können und wurde Stunden später von Einheimischen gefunden, die ihn dann zur Polizei brachten. Dort erzählte er von der Bluttat. Die Polizei verhaftete den Vater kurz darauf in dessen Haus. Sein mögliches Motiv bleibt unklar. Nachbarn der Frau in Halle wussten allerdings von Meinungsverschiedenheiten wegen des Hauses zu berichten, in dem die Frau und die beiden Kindern in Halle gelebt haben.

Nach Mord an Hallenserin: Sohn wieder in Deutschland

Die Immobilie soll dem mutmaßlichen Täter gehört haben, der sie nach der Trennung im Herbst aber habe verkaufen wollen. Das soll die Mutter nicht akzeptiert haben. Nach der Tat war der Junge von Psychologen betreut und vom Gericht ausführlich als Zeuge vernommen worden. Um ihm später eine weitere Aussage vor Gericht zu ersparen, war seine Vernehmung vor Ort aufgezeichnet worden.

Ein deutscher Pfarrer, der auf den Kanaren arbeitete, betreute den Jungen in den ersten Tagen nach der Tat. Schließlich war er es auch, der das Kind zurück nach Deutschland brachte. Dort wurde es von seinen Großeltern in Empfang genommen. Ob sie inzwischen auch die Vormundschaft für das Kind übernommen haben, dazu konnte das Oberste Gericht in Spanien nichts sagen. (mz)

So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung am 26. April über die Tat in Teneriffa.
So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung am 26. April über die Tat in Teneriffa.
MZ/Archiv