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Gesundheit statt Einsamkeit Gesundheit statt Einsamkeit: In Halle-Neustadt wird neues Wohnkonzept getestet

Von Silvia Zöller 18.06.2019, 13:30
Sport für Profis und Senioren, Gesundheitszentrum und Treffpunkt - diese Vision am Neustädter Niedersachsenplatz soll Wirklichkeit werden.
Sport für Profis und Senioren, Gesundheitszentrum und Treffpunkt - diese Vision am Neustädter Niedersachsenplatz soll Wirklichkeit werden. Animation: Allplan

Halle (Saale) - In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen pflegebedürftige Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Im Jahr 2060, so die Prognosen des Statistischen Bundesamts, werden das fast 4,5 Millionen Männer und Frauen sein. Die Gesellschaft altert rapide - und welche Angebote dieser Wandel erfordert, darüber hat sich Andreas Luther, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft „Ha-Neuer“, mit weiteren Experten Gedanken gemacht.

Unter dem Motto „Zusammenleben 4.0“ soll nun in der Neustadt ein Projekt starten, das Menschen auch im Alter ein Wohnen in den eigenen vier Wänden, dank Überwachung der Gesundheitsdaten, ermöglicht - und mit professionellen und ehrenamtlichen Kräften den Alltag und die Freizeitgestaltung für alle attraktiv macht.

Kern des Projekts ist der Umbau eines früheren Discounters zu einem Gesundheitszentrum

Kern des Projekts ist der Umbau eines früheren Discounters zu einem Gesundheitszentrum, das nicht nur neuer Treffpunkt für die Anwohner, sondern auch im Zusammenarbeit mit dem Verein „Tabea“ Olympiastützpunkt Boxen werden soll und auch Sportangebote für alle bietet. Ein Pflegedienst ist für alle da, in Gemeinschaftsräumen kann gemeinsam gekocht oder gespielt werden. Die Cafeteria soll auch einen Mittagstisch anbieten.

Und: Schon im Herbst soll der Umbau beginnen, die „Ha-Neuer“ investiert hier fünf Millionen Euro - Fertigstellung Anfang 2021. 60 Wohnungen an der Oldenburger Straße werden Ende 2020 für vier Millionen Euro so modernisiert, dass über zentrale Leitungen hier smart homes entstehen, die für weitere Dienstleistungen notwendig sind. Die Mieter können diese zubuchen - oder nicht. „Die Mieten bleiben bezahlbar“, verspricht Luther.

Wie können Gesundheitskosten minimiert werden?

Ein Projekt, das für die rund 6.000 Mieter starke Wohnungsgenossenschaft ein paar Nummern zu groß ist? „Nein“, meint Andreas Luther. „Wir wollen nicht die Genossenschaft rentabler machen, sondern wir denken für die Menschen und wollen etwas zurückzahlen.“ Drei Jahre lang wurde die Idee mit Wissenschaftlern der Uni und dem Fraunhofer Institut bearbeitet. Kern der Überlegungen war: Wie können Gesundheitskosten minimiert werden und der Einsamkeit der Senioren entgegengewirkt werden, die oft alleine leben, weil der Partner bereits verstorben ist? Und das so, dass alle die Angebote ohne hohe Zusatzkosten nutzen können?

Die Antwort sind zum einen technische Möglichkeiten, die es heute schon gibt: Per Magnetfeldern können Vitaldaten erkannt werden - „und so einen Zuckerschock oder einen drohender Herzinfarkt zehn Minuten vorher erkennen, um einzugreifen“, sagt Luther. Zu seiner Vision gehören auch agile Rentner, die vielleicht mit einer medizinischen Ausbildung nach erkrankten Bewohnern schauen und ihnen Empfehlungen geben, ob die Wunde so schlimm ist, dass man doch besser zum Arzt geht. Oder die anderen unter die Arme greifen, etwa mit Besuchen, Blumengießen im Urlaub und anderem.

Halle-Neustadt: Miteinander unterschiedlichster Wohnformen

„In der angegliederten Krankenstation könnten erkrankte Bewohner so weit wieder fit gemacht werden, dass sie wieder zurück in ihre Wohnung können“, stellt Luther einen weiteren Aspekt vor. Das Miteinander stehe hier im Vordergrund. Auch das Miteinander unterschiedlichster Wohnformen: Wie die Stadt jüngst bei der Zukunftswerkstatt für die westliche Neustadt vorgestellt hat, sollen im Quartier um den Niedersachsenplatz auch Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen.

„Das Konzept ist offen auch für andere“, sagt Luther. Zwar gehört der „Ha-Neuer“ ein hoher Anteil von Wohnungen am Niedersachsenplatz, aber dort gibt es auch weitere Eigentümer. „Wir hoffen, dass das Projekt eine Blaupause für andere Stadtgebiete und Städte wird“, ist der Vorstandsvorsitzende optimistisch. (mz)