"Gesichter von Halle": Helmut Rosenkranz "Gesichter von Halle": Helmut Rosenkranz: Verfuchst nochmal

Halle (Saale) - Die Weihnachtsrevue oder Hoppel-Poppel – wie heute noch immer die meisten sagen – gehört zur halleschen Weihnachtstradition wie das Händel-Denkmal auf den Markt. Mit mehr als 30 Jahren Bühnenpräsenz ist Helmut Rosenkranz alias Herr Fuchs eines der ältesten Mitglieder des Ensembles und gleichzeitig zentrale Figur des Steintor-Tanzmärchens.
Von Beginn an war für Rosenkranz die Bühne mehr als nur ein Hobby. 1964 schloss er sich den Amateur-Kabarettisten „Die Taktlosen“ an. Unter der Leitung von Edgar Külow sei die Formation das bekannteste Amateurkabarett der DDR gewesen, bemerkt Rosenkranz nicht ohne Stolz. Berühmt wurde er hier vor allem durch seine Paraderolle als schüchterner Pionier, als der er bis heute in Originaluniform sogenannte „Grußadressen“ zu Firmen- und Familienjubiläen überbringt – wie vor einigen Jahren zum 80. Geburtstag von Peter Wieland, dem Entertainer und „Kessel Buntes“-Moderator, im ausverkauften Friedrichstadtpalast.
Rosenkranz lebt fürs Kabarett: Zu DDR-Zeiten überlegte er gar, seinen Beruf als Justiziar für sein Hobby an den Nagel zu hängen. „Zum Glück habe ich das nicht gemacht!“, erklärt der zweifache Familienvater. Zwar hätte man ihn kompromissbereit mit einer temporären Teilzeit (drei Tage Justiziar, zwei Tage Kabarettist) beschäftigt, doch „die Arbeit der fehlenden Tage hätte ich trotzdem nachholen müssen.“ Zudem habe Die Wende habe die Interessen der Menschen geändert: „Statt Kultur wollten alle erst einmal nach Italien“, erinnert er sich. Die DDR-Künstler seien in ein Loch gefallen. „Schweren Herzens und mit viel Doppelkorn haben wir schließlich auch „Die Taktlosen“ beerdigt.“
Doch die Weihnachtsrevue und Hoppel-Poppel, die namensgebende Hauptfigur, die durch die Tanzpädagogin Greti Emmer schon in den 70er Jahren im Steintor-Varieté zum Leben erweckt wurde, blieben ihm auch nach der Wende erhalten. Bis Emmer im Jahr 1991 die Revue verlässt, im Gepäck die Namensrechte, die ihn zehn Jahre zuvor in die Show geholt hatte Die Hoppel-Poppel-Mutter und er kannten sich durch Proben im damaligen Klubhaus der Gewerkschaften.Zunächst sollte der Kabarettist die Rolle des Fuchses als Ersatzmann lernen; ein Jahr später übernahm er sie komplett Rosenkranz machte aus Herrn Fuchs, dem Tänzer, den satirischen Antihelden von heute.
Und noch mehr: Seine „Arbeiterschnauze“ machte die Kinderrevue auch für Erwachsene interessant – vor allem durch den eigens geschriebenen Prolog, der früher mitunter Ärger bei der Bezirksleitung einbrachte. Diesem zum Trotz: 150 000 Kartenwünsche habe es jährlich gegeben, nur 40 000 konnten befriedigt werden. „50 Tickets hatte ich mir selbst gesichert“, schmunzelt Rosenkranz. „Nicht für mich, sondern zum Tausch für meinen Klempner, die Autowerkstatt und so weiter.“
Mehr Hallenser Persönlichkeiten finden Sie in der Porträt-Serie "Gesichter von Halle", welches als Buch seit dem 1. Dezember 2015 in den MZ-Service-Centern am Markt und in der Delitzscher Straße 65. Preis: 14,90 Euro erhältlich ist.
Bis heute werden jährlich um die 30 Shows in der Adventszeit aufgeführt. Das Stück habe sich vom kindgerechten Tanztheater zu einer modernen Familienrevue gemausert, für die sich der Anwalt mit Liebe vorbereitet: Der gesellschafts-satirische Prolog und sein lautstarkes Gezänk mit den Kindern, die den listigen Fuchs von seinen Missetaten abhalten wollen, indem sie ihn bei Watschel, Lumpi und Co. verpfeifen, bleiben sein Markenzeichen.
„Mit roten Bäckchen hat mein Enkel lauthals auf den Fuchs geschimpft. Er wusste nicht, dass er der Opa ist, bis er mich auf der DVD an der Stimme erkannt hat“, schmunzelt Rosenkranz, den es nicht stört, dass ihm in Folge seiner bewussten Streiterei mit den Kindern im Saal Protest entgegen weht. Zumal die Kinder regelrecht darauf warten, dass sich Herr Fuchs mit ihnen anlegt. „Die Arbeit mit den Kindern ist etwas ganz Besonderes, es macht mir viel Spaß.“ (mz)