Germanistik Germanistik: Hallesch hat viele Sprachväter
Halle/MZ. - Das haben jetzt Studenten am Germanistischen Institut der Uni Halle herausgefunden, die mit der Dialektforscherin Andrea Seidel die sprachlichen Auffälligkeiten der Region unter die Lupe nehmen.
"Mehrere Sprachgrenzen verlaufen quer durch unser Bundesland wie etwa die so genannte Maken-Machen-Linie, die den niederdeutschen vom hochdeutschen Sprachraum trennt", erklärt Seidel. Dabei habe man die Entstehung, Verbreitung und die Besonderheiten von Dialekten untersucht, wobei sich die Studenten auf die Spurensuche der Siedlungsbewegungen im 12. und 13. Jahrhundert begaben. Halle offenbare sich als ein Übergangs- oder Interferenzgebiet, das von verschiedenen Dialekten beeinflusst wurde, so Seidel.
Das "Uff Kläje jehn" (auf Arbeit gehen) entpuppe sich als multiregionales Gebilde. Hier stamme das "auf" vom niederdeutschen "uff" ab, während das "jehn" statt "gehen" nordostthüringische Einflüsse zeige. "Kläje" für "schwere Arbeit" dürfte aus dem niederdeutschen Wort Klei (Lehm, Schlamm) entstanden sein, so Seidel. Aber auch andere hallesche Sprachpartikel wurden importiert: Etwa die "Weese" (Wiese) aus dem Mansfelder Raum, das "hinner" (hinter) aus dem Anhaltischen oder die "Beeme" (Bäume) aus dem Obersächsischen. In Halle lassen sich zudem unterschiedliche Sprachvarianten nachweisen. Einerseits geprägt von den reichen Halloren, andererseits von den Gaunern, auch "Lattchern" genannt. "Sie entwickelten eine Ganovensprache, um sich abzugrenzen. Insbesondere das Rotwelsch, eine Sondersprache, fand seit dem Mittelalter in Halle bei sozial niedrigen Schichten Verbreitung." Kleinkriminelle hatten sogar einen Vorteil. Seidel: "Wenn die Ganoven Rotwelsch vor Gericht redeten, konnten ihnen die Richter oft nicht folgen."
Das zumeist fahrende Volk der "Lattcher" verbreitete auch jiddische Wörter wie "Ramsch, Knast und meschugge" in Halle. "Sprache konnte und kann regionale Identität stiften", sagt Seidel: Das sei auch eine Erfahrung, welche ihre Studenten gemacht haben."
Wer typische hallesche Ausdrücke kennt, kann an die MZ-Lokalredaktion, Delitzscher Straße 65, in 06112 Halle, oder per Mail an: [email protected] schreiben.