Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Gemeinsam weinen, gemeinsam lachen
Beistand am Ende des Lebens bieten die ehrenamtlichen Helfer im ambulanten Dienst des Hospizes „Heinrich Pera“. Dafür sind sie mit dem Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ geehrt worden.

Halle (Saale)/MZ - Und dann wieder diese Diagnose! Michael Nowak hielt sich für gesund, hatten die Ärzte ihm doch gesagt, dass seine Prognose nach der Speiseröhren-Operation gut sei. Zwei Jahre später, Anfang 2024 erfuhr er, dass der Krebs zurück war – und dass er ihn nicht würde besiegen können. „Jetzt hoffe ich, dass ich noch einen Geburtstag geschenkt kriege“, sagt der 59-Jährige.
Diese Hoffnung, an diesem Tag im August noch am Leben zu sein, schöpft er aus seiner Familie, seinem christlichen Glauben und auch daraus, dass seit einer ganzen Weile schon regelmäßig Lenka zur Nieden im Hause Nowak zu Gast ist. Die 57-Jährige gehört zu den etwa 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern im ambulanten Dienst des Hospizes „Heinrich Pera“. Ihre Aufgabe: für Menschen wie Michael Nowak da sein. Die Gestaltung der Treffen, sagt Juliane Uhl, leitende Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes, liege im Ermessen von Besucher und Besuchtem und hänge natürlich auch davon ab, was der Gesundheitszustand des Kranken zulässt.
Lenka zur Nieden und Michael Nowak unternehmen gern einen kleinen Spaziergang, führen lange Gespräche. „Wir lachen und wir weinen zusammen“, sagt Michael Nowak. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass Lenka mir etwas von ihrer Lebenszeit schenkt.“
Bürgerpreis: Im Hospizdienst sind Empathie und Geduld gefragt
Beim Du sind beide noch nicht lange. Es habe sich ergeben, sei aber kein Muss im Hospizdienst, sagt Lenka zur Nieden. Wie sie zu ihrem Ehrenamt gekommen ist? Ihre Kinder seien inzwischen so groß, dass sie die Mutter weniger bräuchten. Sie habe vom Hospizdienst erfahren und sich die Arbeit dort vorstellen können, erzählt die gelernte Krankenschwester. Sie absolvierte die für diese Tätigkeit obligatorische Ausbildung. ’Ein halbes Jahr dauert der Kurs und ist „sehr intensiv“, wie Koordinatorin Uhl sagt. Wer sich für das Ehrenamt interessiere, müsse für den Kurs an einem Abend in der Woche und an mehreren Samstagen Zeit haben – und später für das Ehrenamt pro Woche etwa vier Stunden. Welche Eigenschaften jemand mitbringen sollte, der im Hospizdienst mitarbeiten möchte? Empathie und Geduld gehörten dazu, zählt Juliane Uhl auf, Offenheit und die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen. „Es kann auch sein, dass man da manchmal Dinge hört, die mit dem eigenen Weltbild kollidieren.“
Bei Lenka zur Nieden und Michael Nowak ist das nicht der Fall. Und auch seine Frau Uta schätzt die Unterstützung durch die Hospizhelferin. „Ich sage immer: ,Da kommt die Sonne.’“, erzählt sie, und dass sie Hochachtung vor allen habe, die dieses Ehrenamt übernehmen. Für sie selbst bringen die Besuche eine gewisse Entlastung. Sie ziehe sich dann auch mal zurück, sagt sie. „Und ich sage zu meinem Mann: ,Schön, dass Du einen Termin hast.’“ Termine seien ohnehin wichtig, sagt sie über die Lebenssituation der Familie. Sie seien so etwas wie Ankerpunkte, etwas, dass ihr Mann noch miterleben soll. Und sie fügt hinzu: „Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn er nicht diese Stärke hätte.“
Es gebe solche und solche Tage, sagt Michael Nowak, der zur Wahrung von Lebensqualität zu Hause palliativ betreut wird. Er wisse das zu schätzen und könne sich inzwischen vorstellen, auch zu Hause zu sterben. „Ich bin schmerzfrei. Medizinische Hilfe ist das eine, aber das wirklich Wichtige für mich ist Hilfe für die Seele.“ Er empfinde große Dankbarkeit für den Beistand durch Lenka zur Nieden. „Mit ihr zu reden, gibt mir Kraft“, sagt er. „Und sie sorgt mit dafür, dass das Lachen noch bei uns wohnt.“