Gefahrguteinsatz in Halle-Kröllwitz Gefahrguteinsatz in Halle-Kröllwitz: Tod im Drogenlabor?

Halle (Saale)/MZ - Aufregung im halleschen Stadtteil Kröllwitz: Vor einem Einfamilienhaus im Blesshuhnweg spielten sich am Mittwochvormittag Szenen wie aus einem Kriminalfilm ab. Die Feuerwehr war angerückt, um einen Selbstmord zu verhindern. Man musste vermuten, der Bewohner eines Hauses wolle sich das Leben nehmen. Die Feuerwehr sollte die Tür öffnen. Vor Ort wurde daraus dann ein Gefahrguteinsatz.
Vor elf Jahren hat es in derselben Straße in Kröllwitz einen ähnlichen Fall gegeben. Auf einem Grundstück hatte die Polizei im Jahr 2003 ein Drogenlabor gefunden, in dem Ecstasy und Speed hergestellt wurden. „Das gesamte Haus einschließlich der Gartenlaube war mit Chemikalien der verschiedensten Art und Herkunft zugestellt“, sagte damals ein Polizist. Die Chemikalien wurden von Spezialisten des Bundeskriminalamtes abtransportiert, der Grundstücksbesitzer angezeigt. Er war Biochemiker. (ben)
Gegen 11 Uhr war bei der Polizei der Hinweis auf Suizidgefahr eingegangen. Im Blesshuhnweg angekommen, bemerkten die Feuerwehrleute dann aber Schläuche, die aus einem der Fenster hingen. Und aus den Schläuchen strömte weißer Rauch. Einsatzleiter Steffen Kujas erhöhte sofort die Sicherheitsstufe. Niemand konnte einschätzen, ob diese Dämpfe explosiv oder giftig waren.
Nachbarhäuser evakuiert
17 Fahrzeuge und 42 Feuerwehrmänner kamen zum Einsatz. Die Polizei sperrte die Straße in einem Umkreis von 50 Metern ab und evakuierte die unmittelbaren Nachbarhäuser.
Als die Wehrleute das Haus schließlich in Spezialanzügen betraten, bestätigte sich, was bis dahin nur unheilvolle Vermutung war: Der 56-jährige Bewohner war tot. Die Feuerwehr fand seine Leiche im Haus, in dem sich überall undefinierbare Dämpfe ausgebreitet hatten. Auch zahlreiche Chemikalien wurden gefunden. Ein Spezialeinsatzkommando rückte mit Messgeräten zur Analyse an.
Die Bewohner der gesamten Straße wurden aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Noch Stunden später konnten Anwohner wie Anja Sonntag nicht nach Hause. „Meine Familie hat mich auf der Arbeit angerufen. Ich bin hergekommen, so schnell ich konnte“, berichtete sie. Doch zu ihrem Haus, in dem ihre Familie ausharrte, durfte sie nicht. Sie musste hinter der Absperrung warten.
„Ermittlungstaktische Gründe“
Nachbarn mutmaßen, der Mann habe Drogenprobleme gehabt. Weder Polizei noch die Leitstelle der Feuerwehr wollten diesen Verdacht allerdings bestätigen - aus „ermittlungstaktischen Gründen“, wie es hieß. Nach MZ-Informationen soll sich aber in dem Haus ein Drogenlabor befunden haben. Dies wäre eine erstaunliche Parallele, zu einem Fall, der sich vor Jahren auf einem Nachbargrundstück zugetragen hat.
Waltraud Richter erinnert sich daran noch sehr gut. Seit 40 Jahren hat sie in der Anlage gegenüber einen Kleingarten. „Eigentlich wollte ich heute mit meinem Sohn Kaffee trinken“, sagte sie. An der Polizeiabsperrung musste sie allerdings wieder umkehren. Erst am späten Nachmittag konnten Anwohner und Anrainer in ihre Häuser zurückkehren. Die Ermittlungen der Polizei laufen.
