Nach Ausagen über Bewachung Gedenken nach Anschlag von Halle: Privorozki übt bei Gedenkfeier Kritik an Stahlknecht

Halle (Saale) - Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, hat bei einer Gedenkfeier zum ersten Jahrestag des Synagogen-Anschlags Kritik an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht geäußert. „Es tut mir leid, aber wir sind empfindlicher geworden als früher“, sagte Privorozki am Freitag in der Ulrichskirche in Halle in Bezug auf eine Aussage Stahlknechts.
Der CDU-Politiker soll vor wenigen Tagen bei einem Besuch in einem Polizeirevier gesagt haben, dass die Einsatzstunden der Polizisten zum Schutz jüdischer Einrichtungen an anderer Stelle fehlten. „Das hat mich wirklich erschrocken“, sagte Privorozki.
Privorozki: Stahlknecht hätte Personalknappheit auch an anderem Beispiel zeigen können
Der Gemeindevorsitzende wies darauf hin, dass Stahlknecht zum Thema Engpässe bei der Polizei auch andere Beispiele hätte nennen können. Privorozki verwies unter anderem auf einen Rechtsextremisten, dessen regelmäßige Kundgebungen auf dem Marktplatz in Halle stets von der Polizei bewacht würden.
Der Innenminister sagte der Deutsche Presse-Agentur am Ende der Gedenkveranstaltung zur Kritik an seinen Äußerungen, dass es ein Missverständnis gewesen sei, das ihm leid tue. „Für mich hat der Schutz jüdischer Einrichtungen oberste Priorität, und dafür habe ich auch bei unserer Bevölkerung geworben.“ Damit unterstrich Stahlknecht seine bereits zuvor geäußerte Sicht.
Viel Kritik für Aussagen von Stahlknecht
Politiker der Opposition im Magdeburger Landtag hatten Stahlknecht wegen der Äußerung zum Rücktritt aufgefordert, Kritik gab es auch von den Koalitionspartnern SPD und Grüne.
An der Gedenkfeier für die Opfer und Betroffenen des Anschlags nahmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und auch Innenminister Stahlknecht teil. (dpa)