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Geburtshilfeklinik in Halle Geburtshilfeklinik in Halle: Kinderführung im Krankenhaus

Von Romina Kempt 10.05.2013, 06:12
Schüler einer 3. Klasse der Grundschule Halle-Kröllwitz hören mit einem früher üblichen Holzstethoskop die Herztöne eines heranwachsendes Babys
Schüler einer 3. Klasse der Grundschule Halle-Kröllwitz hören mit einem früher üblichen Holzstethoskop die Herztöne eines heranwachsendes Babys dpa Lizenz

Halle/DPA - Behutsam bewegt sich die Ultraschallsonde über den kugelrunden Bauch. „Da ist der Kopf“, erklärt der Weißkittel. Doch woher die werdende Mutter die Schmerzen hat, bleibt zunächst unklar. Denn der Arzt im Umhang ist kein ausgebildeter Mediziner, sondern der neun Jahre alte Theo. Um ihn herum schauen neun seiner Mitschüler dem Treiben gespannt zu. Bis zu zweimal im Monat besuchen Kindergruppen aus der Umgebung die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle.

Nach ein paar Minuten ist der neun Jahre alte Probe-Doc mit der Untersuchung fertig. „Jetzt schauen wir uns noch mal genau an, was uns Theo gezeigt hat“, sagt der Chefarzt für Geburtshilfe, Sven Seeger, in aller Ruhe. Währenddessen warten nebenan drei weitere Patientinnen. Nicht für alle wird er sich heute so viel Zeit nehmen können, wie für seine jungen Gäste.

„Was hier aussieht wie kleine Mickymäuse, das ist die Nabelschnur“, deutet Seeger auf den Ultraschallmonitor. Erst eine Stunde zuvor hat er den Drittklässlern der Grundschule Kröllwitz bei einem bunt bebilderten Vortrag im Schulungsraum beigebracht, dass das Ungeborene über die Nabelschnur mit dem Mutterkuchen verbunden ist und von ihm mit Blut versorgt wird. Danach haben die Schüler Puppen ausgemessen; um zu sehen, wie klein die Babys im Bauch der Mutter sind.

Die spielerischen Führungen nehmen nicht nur Kindern in Halle die Angst vorm Krankenhaus. Auch im Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch in Niedersachsen oder im Klinikum Chemnitz in Sachsen werden regelmäßig Knirpse durch die beeindruckenden Stationen mit ihren technischen Raffinessen und medizinischen Werkzeugen gelenkt, sagten die Sprecher der Einrichtungen. Wie viele dieser Projekte es bundesweit gibt, ist nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft unklar.

Während der Chefarzt abgeschieden von den neugierigen Kinderblicken weiter eine junge Frau untersucht, laufen die Kleinen aufgeregt zum Kreißsaal. Nicht nur eine Liege, eine Sprossenwand und eine Badewanne warten hier auf die verdutzten Augen. „Wer will sich in den Papasessel setzen?“, fragt eine Hebamme. Von dem gemütlichen Möbelstück aus könne der werdende Vater seiner Frau bei der anstrengenden Geburt gut zureden.

Rund 1800 Babys erblicken auf der Geburtshilfeklinik in Halle jährlich das Licht der Welt. Das Kleinste sei im vergangenen Monat mit nur 375 Gramm lebend geboren worden, berichtet Seeger. „Das sind knapp vier Tafeln Schokolade“, erklärt die Klassenlehrerin Ines Papke den insgesamt 19 Schülern. „Ich mach das gern. Heute ist es nur etwas stressig“, sagt Seeger mit wehendem Mantel. Er ist bereits auf dem Weg zum nächsten Termin.