1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Gastronomin "Am Gastronom": Gastronomin "Am Gastronom": Ein echter Treffpunkt

Gastronomin "Am Gastronom" Gastronomin "Am Gastronom": Ein echter Treffpunkt

Von Silvia Zöller 13.02.2018, 07:00
Katrin Emmelmann liebt ihren Beruf - und die Neustadt.
Katrin Emmelmann liebt ihren Beruf - und die Neustadt. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - An den Moment kann sich Katrin Emmelmann noch genau erinnern: Sie war in der Gaststätte am Neustädter Gastronom schon eine Weile als Kellnerin beschäftigt, als sie zur Aushilfe in der Küche mitmachen sollte. „Ich habe sofort gemerkt: Das willst du - deine eigene Küche.“ Und das wurde schneller wahr als sie geglaubt hatte: Vor acht Jahren übernahm die 47-Jährige die Gaststätte am Gastronom und wurde so ihr eigener

Chef.

Aus der Gaststätte „Gartenlaube“ wurde nach Umbauarbeiten das Restaurant „Zeitlos“ - ins Anspielung auf den Namen hängen hier sieben Uhren, die alle stillstehen. Ansonsten ist die Zeit hier keineswegs stehengeblieben. Im Gegenteil: „Wir haben ein bunt gemischtes Publikum, alles von 18 bis 83 ist dabei“, sagt Katrin Emmelmann. „Das sind alles Stammgäste, sonst hätten wir hier auch keine Chance.“

Das Zeitlos ist ein richtiger Treffpunkt

Besonders freitags wird es eng im hinteren Gastraum, der drei elektronische Dart-Spiele hat. Die Dart-Mannschaft rückt dann an, bis zu 70 Leute wollen bedient werden und genießen ihren Freizeitspaß im „Zeitlos“. Hier werden im Klubraum Geburtstage gefeiert, es gibt Tanzabende, montags treffen sich die Skatfreunde. „Das Zeitlos ist ein richtiger Treffpunkt. Es würde einiges untergehen, wenn es ihn nicht gäbe“, sagt Katrin Emmelmann.

Sogar die Senioren der Katharinenanlage direkt gegenüber kommen bei der Gastwirtin regelmäßig auf Kaffee und Kuchen vorbei. Überhaupt, so hat Katrin Emmelmann beobachtet, kommen immer mehr ältere Menschen zurück nach Neustadt, wo sie früher schon einmal gelebt haben - und vielleicht der Arbeit wegen weggezogen sind.

Gaststättenkomplex aus Beton, Aluminium und Stahl

Ob sich einige noch an die Anfänge des „Gastronom“ erinnern? Hier wurde zum ersten Mal die Idee verwirklicht, die sich durch ganz Neustadt ziehen sollte: Ein Versorgungskomplex inmitten des Wohnquartiers sollte alles vom Arzt bis zur Gastronomie bieten. Ende 1967 wurde der fast 4.000 Quadratmeter große Gaststättenkomplex aus Beton, Aluminium und Stahl fertiggestellt. Bauleiter Heiner Hinrichs schwärmte damals in einem Zeitungsbericht: „Vollkommen neu ist auch die Bauzeit des Gastronom: Vom Grundstein bis morgen, wenn die Sektkorken knallen, benötigten wir nur ganze fünf Monate.“

Zur großen Silvesterparty zum Jahreswechsel 1966/67 waren 1.268 Gäste eingeladen. Sie hatten die Möglichkeit, in der Bar, einem Café, einem Restaurant, im Mehrzwecksaal oder in einem der vier Klubräume zu feiern. Der Knüller des Neubaus: Im Selbstbedienungsrestaurant transportiert ein Fließband das gebrauchte Geschirr vom Tisch direkt in die Abwaschmaschine.

Komplex ist heute etwas in die Jahre gekommen

Zwar ist der Komplex heute etwas in die Jahre gekommen, mehrere Läden stehen leer - jedoch gibt es nach wie vor Supermarkt, Apotheke, Sparkasse, Frisör, Blumenladen und was man sonst noch braucht direkt am Gastronom. Mit viel Liebe hat Katrin Emmelmann ihre Gaststätte renoviert und dekoriert. Ebenso, wie sich auch der Bereich vor dem Gastronom in den letzten Jahren herausgeputzt hat: Hier hat die Stadt 2005 einen Wasserspielplatz gebaut, in dem 60 Kubikmeter Wasser in einem Kreislauf fließen. Wer möchte, kann das Wasser umleiten - und sogar darin baden. Im diesem Zug war damals der gesamte Platz für zwei Millionen Euro aufgewertet worden. E r gleicht seitdem einem kleinen Kurpark.

„Das ist besonders im Sommer schön. Das Wasserspiel ist wie ein Freizeitbad in klein“, sagt Katrin Emmelmann. Gerade, wer nicht so viel im Geldbeutel hat, habe so im Sommer eine gute Möglichkeit für die Kinder zur Erfrischung. Was jedoch jetzt und schon immer am Gastronom fehlt, sei ein Angebot für die Jugend. Jugendliche würden gerne in ihrer Gaststätte Billard spielen - aber das geht nicht, dafür müssten sie 18 Jahre alt sein, denn der Billardtisch steht im Raucherzimmer. Ansonsten ist rund um das Gastronom nicht viel für Unter-18-Jährige: Die beiden Neustädter Jugendclubs sind am Südpark und in der Hallorenstraße.

Das ist jedoch schon der einzige Kritikpunkt, den Katrin Emmelmann nennen kann. Ansonsten ist sie nicht nur seit 18 Jahren der Neustädter Gaststätte verbunden, sondern dem ganzen Stadtteil. „Ich wohne auch in Neustadt und will hier nicht wegziehen“, sagt sie. Vor allem wegen des vielen Grüns. „Dadurch, dass viele Blöcke abgerissen wurden, gibt es heute noch mehr Grün als früher“, sagt sie. In die Innenstadt ziehen - warum? „Ich habe einen Hund, den kann ich hier direkt vor der Tür ausführen, das geht in der Innenstadt nicht so einfach.“ Das gehe auch vielen ihrer Stammgäste so, von denen etliche ebenfalls einen Hund haben. (mz)