Gastronomie Gastronomie: Hoffnung für die Bergschenke

HALLE/MZ - Während überall die Stühle vor die Kneipentüren gestellt werden, sich Halles Biergärten bevölkern, liegt ausgerechnet der Freisitz mit dem schönsten Ausblick, über Saale und Burg Giebichenstein, verwaist: die Bergschenke. Ende vergangenen Jahres ging der Betreiber pleite, seitdem ist das bekannte Lokal auf dem Kröllwitzer Porphyrfelsen geschlossen. Doch nicht mehr lange, das hofft zumindest Thomas Leske. „Die Bergschenke wird innerhalb der nächsten beiden Monate wieder öffnen“, ist der Mitarbeiter der halleschen Maklerfirma Rademacher zuversichtlich.
Verhandlungen mit Interessenten
Es gebe einen ernsthaften Interessenten. Wer das ist, dazu will Leske aber keine genaueren Angaben machen - bevor der Mietvertrag nicht unterschrieben ist. „Es ist ein Gastronom, der schon Erfahrung mit solchen Großobjekten hat.“ Nach MZ-Informationen soll es sich um einen Mann aus Leipzig handeln.
Die Bergschenke ist nicht einfach ein Lokal mit Biergarten: 7 000 Quadratmeter groß, Platz für Hunderte Besucher im Felsenbiergarten, 60 Plätze im Restaurant, ein Saal für 250 Gäste, eine Bowlingbahn und Zimmervermietung. Und die Bergschenke ist kein Selbstläufer. Mehrere Betreiber haben sich seit 1990 daran versucht. Der letzte Mieter hatte nach rund zehn Jahren Insolvenz angemeldet. Sein Nachfolger wolle die Bergschenke mit allen Angeboten übernehmen, so Leske. Doch selbst mit der Unterschrift unter dem Mietvertrag könne das Lokal nicht sofort eröffnen, es bedürfe eines längeren zeitlichen Vorlaufs.
Eigentümer der Bergschenke samt dem Porphyrfelsen ist seit 1998 die Pensionskasse für die deutsche Wirtschaft. Der Versicherungsverein hat damals nach eigenen Angaben elf Millionen Mark in Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Hauses samt Jugendstilsaal investiert.
Unklar ist derzeit, ob der sehr beliebte öffentliche Durchgang vom Gaststättenareal zum Hohen Weg bestehen bleibt. Studenten, Anwohner und Spaziergänger nutzen seit Jahrzehnten den Weg zur ehemaligen pädagogischen Hochschule. Doch diese Tür ist, so ein verärgerter Anwohner, schon seit dem vergangenen Jahr mit einer Kette gesperrt. Dabei gibt es ein Wegerecht. Denn als die Stadt Halle den Felsen verkauft hat, wurde eigens ein öffentliches Wegerecht festgeschrieben. Das beinhalte den Zugang zu den Aussichtplattformen sowie den Durchgang zum Hohen Weg. Letzteres wird aber wohl nicht so bleiben. „Das Wegerecht für den Durchgang wird gelöscht“, bestätigte Stadtsprecher Drago Bock. Das habe der Grundstücksbesitzer so beantragt. Der Zugang zu den Aussichtsplattformen bleibe aber erhalten.
Wegerecht wird gelöscht
Warum aber soll das gewohnte Wegerecht nach Jahrzehnten gestrichen werden? Bei der Pensionskasse war dazu am Mittwoch niemand zu erreichen. Die Löschung ist nach MZ-Informationen Teil eines Tauschgeschäfts für ein Grundstück im Hang des Felsens, unten, an der Kröllwitzer Straße. Das benötigt die klamme Kommune, um den Weg zu verbreitern, der zu schmal für einen Radweg ist und nicht ausreichend Platz für die Haltestelle der Straßenbahn bietet.