Fußball-Stadtoberliga Fußball-Stadtoberliga: Tumulte in Lettin
Halle (Saale)/MZ. - Der 34-Jährige schildert, was sich aus seiner Sicht in Lettin ereignet hatte, bevor er die Partie beim Stand von 0:1 abbrechen musste: Nach einem Foul im Mittelfeld habe er den Lettiner Erik Fiebig in der 92. Minute mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Wenig später sei der Spieler plötzlich mit freiem Oberkörper auf ihn zugestürmt. "Er wollte mich schlagen. Seine Mitspieler konnten ihn gerade noch daran hindern."
Trotzdem bekam der Schiedsrichter einen Schlag ab. In dem Durcheinander hatte ihm ein Zuschauer, der auf das Feld gelaufen war, einen Fausthieb an den Hinterkopf versetzt. "Ich wusste zunächst gar nicht, woher der Schlag kam", sagt Frühauf. Nach diesem Übergriff brach er die Partie ab. Auch wenn Sicherheitskräfte den 26-jährigen Täter noch vor Ort stellten. Er muss mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
Der Unparteiische kann sich die Eskalation nicht erklären: "Eigentlich ist Lettin ein ruhiger Verein." Besonders enttäuscht ihn aber, dass sich Fiebig, von dem der Tumult ausgegangen sei, nicht bei ihm entschuldigt habe - anders als Kapitän Michael Gudart und Trainer Gerd Deparade.
Der 72-jährige Deparade zeigte sich noch am Sonntag tief erschüttert von den Vorfällen. Er hatte sich während der Rudelbildung vor den Schiedsrichter gestellt, um diesen zu schützen, hatte so auch die eigenen Spieler von ihm ferngehalten. Nach dem Spiel, so Deparade, habe er seinen Spieler Fiebig zur Versöhnung mit dem Unparteiischen aufgefordert. Ohne Erfolg. "Er hat es nicht als notwendig empfunden", sagt der Trainer. Nun übernimmt Deparade die Verantwortung für das Verhalten seiner Spieler. Am Sonntagabend erklärte er am Telefon: "Ich stehe als sportlicher Leiter und Trainer aufgrund dieser Vorkommnisse nicht mehr zur Verfügung."
Deparade ist seit 60 Jahren Mitglied und seit 43 Jahren Präsident des VfB Lettin. "So etwas hat es im Verein noch nie gegeben." Auch die Aufregung seiner Spieler, die sich offenbar durch Spielverzögerungen der Dautzscher provoziert gefühlt hatten, konnte er nicht nachvollziehen. Es gehöre zum Sport, alle Möglichkeiten zu nutzen und mal auf Zeit zu spielen. Für Dautzsch sei es schließlich noch um den Klassenerhalt gegangen. "Das hätte ich mit unserer Mannschaft auch gemacht", so Deparade.
Ob angebliches Zeitspiel auch der Grund für den Tumult war, lässt sich im Nachhinein nur schwer klären. Der Abteilungsleiter von Dautzsch, Heinz Schiedewitz, beschrieb am Sonntag ein faires Spiel. Seine Mannschaft habe verdient geführt, als kurz vor Schluss einige Lettiner dem Referee ziemlich nahe gekommen seien: "Da sind die Sicherungen durchgebrannt." Beim Angriff des Zuschauers waren die Lettiner seines Erachtens aber machtlos: "Das ging so schnell - keiner konnte ihn aufhalten."
Den vorzeitigen Sieg in der Stadtoberliga sicherte sich unterdessen die TSG Wörmlitz-Böllberg.