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Fußball-Regionalliga Fußball-Regionalliga: Die Ohnmacht der Hilflosen

Von CHRISTOPH KARPE 20.10.2010, 20:44

Halle (Saale)/MZ. - Werner Georg steht gerade an der Kasse im Supermarkt, als er davon erfährt, was sich Stunden zuvor in Frankfurt (Main) zugetragen hat. "Ein Unding", findet er dies, sogar zweifach. Zum einen, weil schon vor dem Start des Bundestages des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag das wichtigste und brisanteste Thema im stillen Kämmerlein geklärt wurde. Zum anderen, dass er, der Chef des Fußball-Landesverbandes von Sachsen-Anhalt (FSA), per Telefon und damit inoffiziell eben mal erfährt, was ab 2012 / 13 kommen soll: eine Regionalliga mit fünf Staffeln, statt bisher mit drei.

Eigentlich wollte Georg am Donnerstag und Freitag in Essen beim großen DFB-Treffen für seine zwei Top-Klubs und deren Interessen eintreten. Der Hallesche FC und der 1. FC Magdeburg hatten unmissverständlich erklärt: Eine Reform der Liga sei dringend nötig, um finanziell zu überleben. Für sie sei dabei nur das Modell 2+1 tragbar. Dieses hatte der Westdeutsche Verband ins Spiel gebracht. Es sah vor, die ungeliebten zweiten Mannschaften der Profiklubs in einer Staffel zu isolieren, und in zwei weiteren die Traditionsvereine zu versammeln.

Das wird nun nichts, sogar ohne Abstimmung. Die Profiklubs machten vorab ihren Einfluss geltend, brachten den stimmstarken bayerischen Verband - der wollte sogar acht Staffeln auf Oberliganiveau - auf seine Seite und schufen Tatsachen. "Die haben einen Kompromiss ausgeklügelt, damit sich niemand wehtut. Mit Demokratie hat das wenig zu tun. Und es zeigt doch nur, welch geringen Stellenwert der so gepriesene und angeblich doch so bedeutende Amateurfußball eigentlich hat. Die Profiklubs haben sich durchgesetzt", sagt Werner Georg angesichts eigener Ohnmacht und Hilflosigkeit. Mit nur drei Stimmen, die Sachsen-Anhalt bei neuen Beschlüssen des DFB einbringen darf, tendiert der Einfluss des FSA gen Null.

Als in Halle die Nachricht von der bereits fixen Fünfer-Variante durchsickerte, rief die Chefetage des Halleschen FC erst einmal in der Zentrale des Nordostdeutschen Verbandes an. Stimmt das? Aus Berlin kam nichts Definitives. Konnte es auch nicht, weil die Abstimmung aussteht. Aber Michael Schädlich kann seinen Zorn nur mühsam unterdrücken. Als Präsident des HFC ist er direkt betroffen - wie die Vorsitzenden von 91 Klubs deutschlandweit, die 2+1 befürworten. Schädlich, der Besonnene, mag aber seinem spontanen Ärger zunächst nur im Konjunktiv Luft machen: "Das wäre durch die Einflussnahme der wirtschaftlich starken Vereine eine schlechte Entwicklung und eine Entscheidung gegen die Tradition", sagt er. Und schließlich sei die Regionalliga das wichtigste Bindeglied zwischen Amateuren und Profibereich. Sie bedeute quasi die "Blutzufuhr". Nun würde "der Unterbau verwässert. Die Entscheidung wäre also strategisch falsch" und zugleich ein "Schlag ins Gesicht der Spieler und Funktionäre".

Schließlich geraten die eigenen Pläne ins Wanken, weil das Geld knapper wird. Mögliche Gegner wie Torgelow oder Erfurt II füllen das neue Wabbel-Stadion, das 2011 fertig sein soll, erst recht nicht. Zunächst seien jedoch erst einmal die Rahmenbedingungen und Auf- wie Abstiegsregelungen zu klären. "Dann müssen wir mit unseren Sponsoren sprechen und hoffen, dass sie die Situation akzeptieren und uns weiter zur Seite stehen", sagt Michael Schädlich.

Ist dann ein Aufstieg spätestens in der kommenden Saison nicht Pflicht? Schädlich verweigert sich einem Hasardspiel. "Wir wollen jedes Jahr aufsteigen. Aber wir werden nicht von heut auf morgen unsere wirtschaftliche Strategie umschmeißen."