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"Friedhofskreuzung" in Neustadt wird umgebaut "Friedhofskreuzung" in Neustadt wird umgebaut: Braucht Halle diese Brücke?

Von Oliver Müller-Lorey 10.08.2019, 05:00
An der Kreuzung B80/Teutschenthaler Landstraße entsteht die Brücke. Manche Anwohner zweifeln ihre Sinnhaftigkeit an.
An der Kreuzung B80/Teutschenthaler Landstraße entsteht die Brücke. Manche Anwohner zweifeln ihre Sinnhaftigkeit an. Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Die Fahrt zwischen der Autobahn A143 und Halle-Neustadt wird in Zukunft komfortabler, so viel steht fest. Aber wird sie auch sicherer sein? Der als „Friedhofskreuzung“ bekannte Knoten in Höhe Zscherben/ Granau wird seit Monaten so umgebaut, dass künftig eine Brücke über die viel befahrene B80 führt und die Ampel verschwindet. Die zuständige Landesstraßenbaubehörde hatte in der Vergangenheit stets argumentiert, der Umbau sei nötig, weil die Kreuzung gefährlich sei.

„Der Bereich gilt als Unfallschwerpunkt“, sagte Petra Witte, Leiterin für den Regionalbereich Süd in der Landesstraßenbaubehörde, im vergangenen Jahr, als die Planung bereits abgeschlossen war. Doch dass es sich tatsächlich um einen Unfallschwerpunkt handelt, daran gibt es nun Zweifel. Außerdem wird der Eingriff in die Natur bemängelt. Könnte die Brücke am Ende also sogar überflüssig sein?

Fest steht: Nicht alle sind glücklich mit dem Neubau

Fest steht: Nicht alle sind glücklich mit dem Neubau. Vor allem Anwohner zwischen Granau und Zscherben, mit denen die MZ spricht, halten die bisherige Kreuzung für ausreichend. „Man konnte zwar nicht in alle Richtungen abbiegen, aber die wenigsten wollten von der B 80 kommend nach Granau fahren“, sagt eine Frau, die an einem Blumenstand vorm Friedhof einkauft. „Es hat zwar ab und zu Unfälle gegeben, aber nicht übermäßig viele“, meint sie.

Auf Nachfrage der MZ bestätigt Thomas Müller, Sprecher des Polizeireviers Halle, dass es zwar früher viele Unfälle auf der Kreuzung gegeben habe, die Zahlen dann aber zurückgingen. „Der Verkehrsknoten wurde seit dem Jahr 2006 als Unfallhäufungsstelle bearbeitet. Zu dieser Zeit gab es häufig Auffahrunfälle aus Richtung Eisleben kommend“, sagt Müller. Durch verschiedene Maßnahmen seien die Zahlen aber wieder gesunken, so dass „der Verkehrsknoten im Jahr 2013 wieder als entschärft gemeldet wurde“.

Seit einigen Jahren steigen die Unfallzahlen wieder an

Dennoch bedeutet das offenbar keine Entwarnung. Denn seit einigen Jahren steigen die Unfallzahlen wieder an. Krachte es im Jahr 2016 noch sechs Mal, registrierte die Polizei 2017 schon neun und im Jahr 2018 sogar 14 Unfälle. Auch die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten stieg 2018 wieder an. „Es erfolgt daher eine Beobachtung im Jahr 2019, auch in dem Bewusstsein, dass sich dort derzeitig die Verkehrsführungen geändert haben“, sagt Müller.

Kritik kommt jedoch auch von Lesern, die die Brücke für zu teuer und überdimensioniert halten. Ein Leser der MZ machte seinem Ärger in einem Leserbrief Luft: Die Brücke sei ein Beispiel was passiere, wenn „Beamte über Narrenfreiheit“ verfügten. „Gegen jeden Menschenverstand“ werde ein Naturraum vernichtet und „ein Monster von Brückenneubau hingestellt“, schrieb er. Eine Sanierung der Kreuzung hätte genügt, stattdessen entstehe eine „Monsterauffahrt mit wahrscheinlich zehnfachen Kosten“.

„Von einer Überdimensionierung des Bauwerkes kann nicht die Rede sein“

Dem widerspricht Petra Witte: „Von einer Überdimensionierung des Bauwerkes kann nicht die Rede sein“, sagt sie. Bei der Planung habe man darauf geachtet, dass sich keine Verschlechterung des Verkehrs auf der B80 ergebe und sie während der Bauzeit zweispurig befahrbar ist. Außerdem wollten die Planer einen Mittelpfeiler der Brücke zwischen den Spuren vermeiden.

Aus dem Planfeststellungsbeschluss geht hervor, dass eine reine Umgestaltung der Kreuzung ohne Brücke wegen der Lage am Berg nicht zu empfehlen ist. Autofahrer aus Richtung Eisleben würden den Knoten nämlich erst spät erkennen und nicht mit ihm rechnen, da es sich um die einzige Ampelkreuzung auf diesem Abschnitt handle.

„Weiterhin wird ein Geh- und Radweg mit auf dem Bauwerk überführt.“

Man baue übrigens auch nicht nur für Autofahrer, merkt Witte an. „Weiterhin wird ein Geh- und Radweg mit auf dem Bauwerk überführt.“ Insgesamt würden sich die Kosten auf elf Millionen Euro belaufen. Mit Blick auf die Baumfällungen, die für den Bau nötig waren, sagt sie, es sei ein Maßnahmenkonzept mit der Stadt ausgearbeitet worden. Dies beinhalte die Pflanzung von 48 Bäumen, eine Aufforstungsfläche und die Anlage von Hecken an einem Feldweg.

„Die Aufforstungsfläche wurde bereits im Herbst 2018 angelegt. Die übrigen Ausgleichsmaßnahmen werden unmittelbar nach Abschluss der Bauarbeiten umgesetzt“, so Witte. Das sei im ersten Quartal 2022. (mz)