Freiimfelderstraße in Halle (Saale Freiimfelderstraße in Halle (Saale): Erstsemester in renovierten Stalinbauten

Halle (Saale)/MZ - Die erste gemeinsame Wohnung - ein Traum im Leben jedes Paares. Annika Edderich und Kevin Bludau haben sich ihn erfüllt. Fürs Studium sind sie von Essen nach Halle gezogen. Es war eine gute Entscheidung in den Osten und auch in Halles Osten zu gehen, findet das Pärchen. In den sanierten sogenannten Stalinbauten hat es sich schon eingerichtet.
Während es an diesem Wochenende an der Kreuzung Freiimfelder und Delitzscher Straße vor Umzugswagen nur so wimmelt, ist Annika Edderich schon einen Schritt weiter und hängt Bilder auf. In der 58 Quadratmeter großen Zweiraumwohnung im vierten Obergeschoss haben Couch, Esstisch, die neue Küche, das Bett und der Kleiderschrank längst ihren Platz gefunden. Vor drei Wochen bekamen die Studienanfänger die Schlüssel. „Es war ja noch alles Baustelle“, erinnert sich die 20-jährige Neuhallenserin. Der Fahrstuhl war damals noch nicht in Betrieb. Nachbarn gab es keine. Später zogen weitere Studenten ein, deren Wohnungen zum Semesterbeginn fertig wurden - früher als die anderen.
An diesem Wochenende zieht nun der nächste Schwung ein. Etwa 15 Schlüsselübergaben hat die Wohnungsgesellschaft HWG allein am Freitag bewältigt. Wenn Edderich und Bludau am Wochenende vor dem Frühstück auf den Ostbalkon gehen, sehen sie nicht nur den Sonnenaufgang.
Hier und da rufen neue Nachbarn vom Balkon, weisen Umzugshelfern den Weg. Es ist für Neuankömmlinge im ersten Moment nicht leicht, sich auf der Baustelle zurecht zu finden. Während die Häuser auf der Westseite der Freiimfelder Straße noch verhüllt sind, müssen auf der Ostseite nur noch Kleinigkeiten erledigt werden. Trotzdem scheint jeder zu suchen.
Von 110 Wohnungen sind in dem HWG-Quartier-Freiimfelde bereits 98 vermietet. 19 Einraum-, 26 Zweiraum-, 57 Dreiraum- und acht Vierraumwohnungen sind entstanden. Für 520 Euro Warmmiete gibt es eine 77-Quadratmeter-Zweiraumwohnung. Für 700 Euro gibt es vier Räume auf 103 Quadratmetern.
Gut 30 Prozent mehr Kunden hat das Physiotherapiezentrum, das bereits im September eingezogen ist. „Wir waren schon vorher hier in der Gegend, aber kaum einer hat uns wahrgenommen“, sagt Einrichtungsleiterin Simone Dziuba, die froh ist, nun auch Teil von „Halles neuem Osten“ zu sein.
Insgesamt 100 Kinder werden künftig in dem neu gebauten Kindergarten der Volkssolidarität spielen. Im Dezember sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. 40 Krippen- und 60 Kitaplätze hat die Einrichtung dann, außerdem 700 Quadratmeter Innenraum und 1.000 Quadratmeter Außenfläche.
Vier Eingänge gibt es im Hinterhof. Nummeriert sind Etagen und Wohnungen nur auf dem Papier, im Treppenhaus fehlen die Hinweise. Ein älterer Herr sucht deshalb vergeblich seine Wohnung, steckt Schlüssel in verschiedene Türen. „Ich habe meine Sachen schon drin“, sagt er zu seiner Begleiterin. „Hier wohnen sie aber nicht“, sagt ein anderer, „sondern ich.“ Ein Grinsen. Eine Entschuldigung. Der rechtmäßige Bewohner schließt auf. Der ältere Herr sucht weiter.
Vier Wohnungen sind auf jeder Etage. Zu jeder führt eine Tür mit großem Fenster. Dahinter verbergen sich Ein- bis Vierraumwohnungen, mit Wanne oder Dusche ausgestattet. Einige haben einen Balkon. In jeder ziert Linoleum den Boden, das wie Parkett aussieht. „Das lässt sich gut wischen“, meint Edderich. Insgesamt ist das Paar zufrieden mit der Wohnung, für die sie knapp 500 Euro Warmmiete zahlen. Nur, dass der Waschmaschinenanschluss im Bad fehlt und die Küchenschränke doch nicht in den Raum passen, störe etwas. „Dafür ist der Balkon groß und die Fenster dämmen gut. Wenn sie zu sind, hören wir nichts von der Straße.“ Dann ist Zeit für Zweisamkeit in der gemeinsamen Wohnung.



