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Frau Roths Arm wird geflickt

Von Manuela Bank 14.08.2005, 16:56

Halle/MZ. - "Das macht wütend und ich habe null Verständnis dafür", sagt Maya Graber. Die 31-Jährige Künstlerin aus der Schweiz hat viel Arbeit vor sich. Denn sie will Frau Roth und Hans Bucher reparieren.

Die zwei der drei aus rotem Fugenmörtel bestehenden Figuren der Künstlerin waren in den vergangenen Tagen von Vandalen stark beschädigt worden. Während bei Hans die Hand stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, brachen unbekannte Täter Frau Roth brutal den linken Arm. Nur das Eisenskelett im Innern hält die Glieder noch zusammen.

Es ist Sonnabendnachmittag. Es regnet nicht und im Tabakgeschäft am Hansering finden Maya Graber und ihr Helfer Hans-Velten Adolphi eine Steckdose, die sie kostenlos anzapfen dürfen. Denn Frau Roths Arm muss die Künstlerin mit dem Trennschleifer entfernen und dann wieder ordentlich anschweißen. Dafür braucht sie Strom. "Ich habe hier immer sehr viel Hilfe bekommen. Das versöhnt."

Maya Graber erhält auch viel Zuspruch von Passanten. Auch an diesem Tag führt sie viele Gespräche. Hallenser bleiben stehen und sind empört: "Das ist eine Schweinerei, pure Zerstörungswut", sagt Wolfgang Nattermann. Die Figuren, die seit Juni dort stehen, sind durchweg sehr beliebt. Seine Frau Anne Nattermann sagt denn auch: "Die könnten doch hier für immer stehen bleiben." "Im Grunde", sagt Maya Graber, "flicke ich die Figuren deswegen. Weil die Leute so viel Spaß an ihnen haben."

Ganz fertig wird Maya Graber aber am Wochenende nicht: Der Klebstoff, den sie dabei hat, ist nicht stark genug, die Spannung zwischen Eisen und verbliebenen Mörtel an Frau Roths Arm auszuhalten. Geklebt werden muss aber. Also bekommt der Arm der älteren Dame erst einmal einen Verband aus Folie. In dieser Woche will die Künstlerin aber weitermachen, mit einem Spezialkleber. Dann wird der Arm noch einmal aufgemörtelt. Auch auf Hans Buchers Hand kommt dann noch einmal Mörtel.

Sehen wird man die Schäden also bald nicht mehr. Sorgen hat Maya Graber dennoch. Ein Passant hat das wohl erahnt: "Na hoffentlich ist sie krankenversichert", ruft er und meint Frau Roth. "Nein, leider nicht", ruft sie zurück. "Ich muss das hier alles selbst bezahlen."