Franckesche Stiftungen Franckesche Stiftungen : Restauratorinnen erstellen ein Schadenskataster

Halle (Saale) - Behutsam entnehmen Anja Grubitzsch und Susan Guschel Schriftblatt für Schriftblatt aus einem Karton mit historischen Dokumenten im Archiv der Franckeschen Stiftungen. Die Aufgabe der beiden Restauratorinnen von der Preservation Academy Leipzig besteht darin, den Zustand der Dokumente genau in Augenschein zu nehmen und die Schäden daran zu erfassen.
Schäden entstehen, wenn die Archivalien lange Zeit unter schwierigen Bedingungen gelagert werden oder die Ursache wie beim Säurefraß schon in der Herstellung des verwendeten Papiers liegen. „Bei den Untersuchungen des historischen Buchbestandes, der 119.000 Bände und 29.000 Schulprogramme umfasst, hat man im August vor allem Säurefraß an rund einem Drittel der Schulprogramme ausgemacht“, fasst Britta Klosterberg, Leiterin des Studienzentrums August Hermann Francke, Ergebnisse von bereits durchgeführten Untersuchungen zusammen.
Schadenskataster der historischen Bestände von Bibliothek und Archiv
Diese und die jetzige Tätigkeit der beiden Leipziger Restauratorinnen im Archiv findet im Rahmen des Projektes „Erstellung eines Schadenskatasters der historischen Bestände von Bibliothek und Archiv im Studienzentrum August Hermann Francke“ statt. Für dieses erhielten die Franckeschen Stiftungen von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) Fördermittel in Höhe von 6.200 Euro.
450 laufende Meter Akten und rund 3.300 Planzeichnungen wie beispielsweise Architekturzeichnungen werden im Archiv der Stiftungen aufbewahrt. „Um so eine Schadensanalyse durchzuführen, muss man zunächst erst einmal ein Gefühl für den Bestand entwickeln“, erläutert Anja Grubitzsch ihre Vorgehensweise.
„Insgesamt haben wir gut 2.000 Kartons geöffnet.“
„Wir versuchen, zwei Prozent aller Dokumente zu erfassen, das heißt wir haben 1.000 Archivkartons erfasst. Dazwischen nehmen wir aber noch weitere Stichproben. Insgesamt haben wir gut 2.000 Kartons geöffnet.“ Handelt es sich um Säure- oder eher um Tintenfraß, die dem Schriftstück zusetzen? Und in welch einem Grad sind diese ausgeprägt? Auch bei den Planzeichnungen hätten sie ursprünglich vorgesehen, zwei Prozent zu untersuchen. Doch da diese sehr unterschiedlich sind, hätten sie schließlich alle Pläne angesehen.
Die aufgenommenen Schäden an den Archivalien werden in verschiedene Schadensklassen eingeordnet. Dadurch bekommen die Franckeschen Stiftungen einen Überblick, wie hoch der Restaurierungsaufwand bei geplanten Maßnahmen in Etwa sein wird. „Durch die Analyse können wir kleine Sachen zudem gleich selbst beheben ohne einen großen Restaurierungsaufwand in Gang setzen zu müssen. Zum Beispiel wenn es schon hilft, die Dokumente anders zu lagern, in andere Kartons zu tun und in Einzelmappen“, erklärt Carmela Kahlow, die Archivarin der Franckeschen Stiftungen.
„So eine Schadensanalyse ist das A und O“
Auf diese Weise könne man in manchen Fällen die Dokumente schon vor der weiteren Ausbreitung von Schäden bewahren. Und die Archivarin fügt hinzu: „So eine Schadensanalyse ist das A und O, um Leistungen für den Bestandserhalt zu planen.“
Seit der Wiedergründung der Franckeschen Stiftungen im Jahr 1992 führt das Studienzentrum August Hermann Francke zahlreiche, durch Drittmittel finanzierte Erschließungs- und Digitalisierungsprojekte durch, die die Bestände WissenschaftlerInnen und Interessierten aus der ganzen Welt zugänglich machen. Die Initiierung von Maßnahmen zur Erhaltung der wertvollen Bestände in Archiv und Bibliothek gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Studienzentrums.
Deshalb freuen sich die Franckeschen Stiftungen, dass nach erfolgreichem Abschluss des Restaurierungsprojektes „Gefaltet und gesiegelt“ im vergangenen Jahr nun das neue Projekt zum langfristigen Schutz der Bestände in Bibliothek und Archiv realisiert wird. (mz)