Fotoschau in der Moritzburg Fotoschau in der Moritzburg : Wie sehen Fotografen der ehemaligen DDR ihr Land?

Halle (Saale) - Wie sehen Fotografen der ehemaligen DDR ihr Land? Wie haben sie sich nach der Wende weiterentwickelt, und welche Sichtweisen hat die neue Fotografen-Generation auf den Osten des geeinten Landes?
Aber auch: Wie setzen sich Fotokünstler aus den alten Bundesländern mit dem Ostteil der Republik auseinander? Antworten auf all diese Fragen versucht eine Ausstellung zu geben, die unter dem Titel „Ins Offene“ derzeit im Kunstmuseum Moritzburg zu sehen ist.
Ausstellung in der Moritzburg: Nachwende im Fokus
Mehr als 400 Fotografien von insgesamt 20 Vertretern des Genres ermöglichen einen Blick auf die Fotografen-Szene und deren Entwicklung seit 1990. „Die Zeit der reinen Ost-Ausstellungen ist vorbei“, so T. O. Immisch, Kurator der Ausstellung, mit der sich Immisch zugleich aus dem Berufsleben als Kustos für Fotografie am Kunstmuseum verabschiedet.
Nunmehr sei die Nachwende-Entwicklung dieses künstlerischen Mediums an der Reihe. Der Titel „Ins Offene“ nehme dabei Bezug auf die Möglichkeiten, die sich durch die politischen Veränderungen seit 1989/90 auch für Fotografen bieten. So bewegen sich die Arbeiten, die sich in der Moritzburg in den drei Themenbereichen „Fotografie als Medium“, „Fotografie und Gesellschaft“ sowie „Fotografie der Dinge und Räume“ präsentieren, denn auch zwischen dokumentarischer Sprache, Analyse des Zeitgeistes, (Selbst-)Inszenierung und der Vermischung mit anderen Kunstformen.
Spannendes Foto-Projekt: Bölsche Straße in Berlin im Jahr 1990 und 2003
Als eine Art Zeit-Dokument zum Beispiel lässt sich die umfangreiche Arbeit von Karl-Ludwig Lange bezeichnen: Der Berliner Stadtfotograf Jahrgang ’49 hat die vier Kilometer lange Bölsche Straße in Berlin-Friedrichshagen in den Fokus genommen - oder vielmehr jedes einzelne Haus.
Einmal 1990 und einmal 2003 vom gleichen Standort aus fotografiert, bieten die auf einer Länge von 23 Metern gezeigten und jeweils übereinandergestellten Bilder die Möglichkeit des unmittelbaren Vergleichs zwischen damals und heute. Da ist vieles dank Sanierung schöner geworden, manches aber auch nicht ...
Lauf der Sonne festgehalten
Für die Arbeit „Eine Stunde“ indes hat Hans-Christian Schink, 1961 in Erfurt geboren, jeweils zwölf Orte auf der Nord- und der Südhalbkugel der Erde besucht und mit einer Langzeitbelichtung den Lauf der Sonne festgehalten. „Echte Solarisation“ ist der Fachbegriff - das Ergebnis verblüffend.
Zu sehen sind Porträts von Mädchen und jungen Frauen aus aller Welt, mit denen dem Fotografen und Hochschuldozenten Rudolf Schäfer der Beweis gelingt, dass Schönheit kein allgemeingültiger Begriff ist - jeder hat seine eigene Vorstellung davon.
Rückbau des Palastes der Republik festgehalten
Körper-Fotogramme (der direkte Kontakt des zu fotografierenden Objektes auf Fotopapier) steuerte Floris Neusüß, geboren 1937, bei, Michael Wesely, Jahrgang 1963, hat den Rückbau des Palastes der Republik mit Lochkamera und extremer Langzeitbelichtung festgehalten - und damit ebenfalls ein Dokument geschaffen.
Vertreten sind außerdem Arbeiten von Ute und Werner Mahler, Sibylle Bergemann, dem 2018 verstorbenen Nestor der westdeutschen Fotografie Stefan Moses und andere mehr.
››„Ins Offene“, bis 16. September, Moritzburg, täglich( außer Mi) 10 bis 18 Uhr (mz)

