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Fußböden im Verdacht Finanzamt Halle (Saale): Fußböden im Verdacht - Macht Arbeit im Finanzamt krank?

Von Oliver Müller-Lorey 23.01.2018, 05:00

Halle (Saale) - Froh waren die Hallenser, als die Baugrube an der Spitze im Jahr 2016 endlich vom neuen Finanzamt geschlossen wurde. Doch seitdem reißen Meldungen über Probleme am 30 Millionen-Bau nicht ab. Nach Beschwerden über zu warme Büros, Wasser- und Schimmelschäden sind die Mitarbeiter nun wegen einer hohen Schadstoffbelastung in der Luft in Sorge.

3,5-fache Überschreitung: Hohe Konzentration an chemischen Stoffen

In einem Schreiben, das der MZ vorliegt, wendete sich ein HNO-Arzt im Mai vergangenen Jahres an die Unfallkasse Sachsen-Anhalt. Seit sechs Monaten würden sich immer mehr Beschäftigte aus dem Finanzamt mit Ermüdungserscheinungen, Übelkeit, Juckreiz und Halsschmerzen in seiner Praxis einfinden. Der Verdacht fiel schon früh auf sogenannte Aldehyde in der Raumluft, chemische Stoffe die zum Teil gesundheitsgefährdend oder in hohen Konzentrationen gar giftig sind.

Und tatsächlich bestätigte eine Messung der Unfallkasse eine teils zu hohe Konzentration der chemischen Stoffe. In einem Schreiben an die Vorsteherin des Finanzamtes, Brigitte Berking, attestierte die Unfallkasse eine 3,5-fache Überschreitung des Richtwertes. „Es ist sichtbar, dass in vielen Räumen ein Baumangel vorliegt“, schrieb eine Mitarbeiterin der Unfallkasse. Sie habe in 25 Jahren Messerfahrung noch in keiner Räumlichkeit so viele Aldehyde gefunden wie in den Räumen des Finanzamtes Halle. Es könne sein, dass Beschäftigte demnächst wegen der Belastung vor Gericht klagen würden.

Auf MZ-Nachfrage bestätigte das Finanzministerium: „Seit Monaten wird im Finanzamt Halle nach Belastungen in den Büroräumen intensiv gesucht.“ Zwei Büros seien auf Veranlassung des Landesbaubetriebes vorsorglich gesperrt. Dort würden bis heute Messungen vorgenommen.

Finanzministerium: „Es gibt vorsorglich eine Baumängelanzeige“

Amtsleiterin Berking, die ihre Angestellten regelmäßig über die Messungen informierte, wirbt um Verständnis bei der Belegschaft. „Ich weiß, dass dieser Sachstand unbefriedigend ist“, schrieb sie. Gleichzeitig genehmigte sie einigen Mitarbeitern auch Heimarbeit.

Wie Wolfgang Borchert, Sprecher des Finanzministeriums sagte, betreffe das Mitarbeiter der Betriebsprüfung, also Angestellte, die ohnehin viel unterwegs seien. Weil diese Mitarbeiter spezielle Technik mit einem Sicherheitszugang besitzen würden, gebe es durch die Heimarbeit auch kein Sicherheitsrisiko.

Unterdessen hat das Bauunternehmen Papenburg, das das Finanzamt errichtete, die Linoleum-Böden, von denen die Dämpfe ausgehen könnten, versiegelt. „Es gibt vorsorglich eine Baumängelanzeige“, sagte Borchert. (mz)