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Filmmusiktage in Halle Filmmusiktage in Halle: Körpertrommeln auch im Publikum des Galakonzerts

Von Manuela Schreiber 04.11.2013, 12:30
Bodypercussionist Richard Filz mit Staatskapelle
Bodypercussionist Richard Filz mit Staatskapelle FESTIVAL / JOACHIM BLOBEL Lizenz

Halle/MZ - Es scheint ein Konzept zu geben, um Publikum jeden Alters und jeder Couleur in den Konzertsaal zu locken: Spielt doch einfach Filmmusik, lasst die imaginierten Bilder mit Hilfe eines prächtig aufspielenden und bestens präparierten Sinfonieorchesters live auferstehen! Gebt einen hundertprozentig engagierten Orchesterchef dazu, der nebenbei noch den leicht ironisch unterfütterten Conférencier mimt und damit schon mal die Lacher auf seiner Seite hat. Das reicht, um die Konzertkassen zu entern und die Zuhörerscharen zu Beifallsstürmen, zum Johlen, Kreischen, zum Mittanzen und Mitsingen (wie in den vergangenen Jahren) oder wie am Samstag zu einer spontanen Bodypercussions-Performance hinzureißen.

Eine außergewöhnliche Strahlkraft hat die Filmmusik, das war ganz klar an diesen sechsten sachsen-anhaltischen Filmmusiktagen abzulesen. Das Galakonzert mit der Staatskapelle unter Leitung von Bernd Ruf stellte unzweifelhaft den glänzenden Höhepunkt dar, dem Fachkongress, Masterclass, Filmretrospektive und ein angesagter Bodypercussions-Workshop mit Schülern vorausgegangen waren. Und die verblüffende Kunst des international gefeierten Körperschlagzeugers Richard Filz im eigens für die Filmmusiktage entstandenen und weltweit einmaligen Concertino für Bodypercussion und Orchester (Komposition: Benjamin Köthe) war das vielleicht größte Glanzlicht dieses Konzertabends.

Musikalisch heraufbeschworene Filmbilder

Bereitwillig folgten nicht nur die Musiker dem charismatischen Performer sondern auch die Zuhörer im Opernhaus, um die eigenen Körper zum Instrument zu machen. Über große Strahlkraft an Eleganz und Attitüde verfügten aber auch die eigens aus New York angereisten Solisten Marga Mitchell (Gesang) und Raul Jaurena (Bandoneon), die magische Filmszenen auf klassischer Tango-Musik lebendig werden ließen: „Stricly-Ballroom“, „Tango-Bar“, „Tango-Lesson“ oder Some like it hot“. Für die Wunderwelten des diesjährigen Mottos „Märchen-Mythen-Fantasy“ sorgten dann die musikalisch heraufbeschworenen Filmbilder aus „King Kong“ (1933), „Robin Hood“ (1938), „Münchhausen“ (1943) „Hook“ (1991) oder „Der gestiefelte Kater“ (2011).

Doch auch die ganz neue Filmmusikszene kam nicht zu kurz, gab es doch im Konzert immerhin vier Uraufführungen. So erklang die „Rubinrot“-Suite von Philipp F. Kölmel, die Musik zum „Medicus“ von Ingo Ludwig Frenzel oder die kompositorische und sprachliche Interpretation der österreichischen Sage „Oniweig - die Hexe vom Altausee“ durch den verblüffend seinem Vater ähnelndem Christian Brandauer.

Dennoch waren bei diesen jüngsten Filmkompositionen die größten Schwächen zu verzeichnen: schön komponiert, nett anzuhören - aber nichts was wirklich packte, mitriss, einen heiligen Schauer über den Rücken jagen ließ. Und hier also gilt ganz besonders, was der unermüdliche Bernd Ruf den jungen Machern mit auf den Weg gab: „Glaubt an euch und sucht nach eurer eigenen Tonsprache. Das ist es, was euch einzigartig macht.“