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Festtags-Traditionen in Halle Festtags-Traditionen in Halle: Der Rumpeltopf grunzte

Von Michael Falgowski 14.12.2015, 14:10
Historische Weihnachtspostkarte
Historische Weihnachtspostkarte Sammlung Eckhard Lange Lizenz

Halle (Saale) - Wann genau die Hallenser begonnen haben, das Weihnachtsfest mit Lichterbaum und heimischer Bescherung zu feiern, ist nicht bekannt. Im 17. Jahrhundert aber wohl noch nicht. Vor Jahrzehnten zitierte Halles früherer Stadtarchivar Erich Neuß dazu den 1754 in Halle geborenen August Hermann Niemeyer, der vom weihnachtlichen Lichterbaum als ganz selbstverständlichem Festbrauch geschrieben habe. Jedenfalls wurde der erste „Weihnachtsbaum für alle“ auf dem Weihnachtsmarkt erst im Jahr 1926 aufgestellt.

Seither ist er Tradition. Andere weihnachtliche Gepflogenheiten sind beinahe vergessen. Stadtarchivar Neuß zählt dazu die Feier des Martinstages der Halloren und das „Rumpeltopfgehen“ der Hallorenfrauen. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts, so Neuß, stellten die Hallorenkinder Krüge mit Wasser in die Salzkoten, in denen ihre Väter arbeiteten. Diese gossen dann heimlich das Wasser aus, füllten die Krüge mit billigem Most, legten auf jeden ein Martinshörnchen, versteckten sie und ließen die Kinder nun den lieben Martin bitten, das Wasser in Wein zu verwandeln.

Die Kinder zogen singend in die Saline. Am Nikolaustag, der Heilige galt als Schutzpatron der Salzquellen, wurde von den Halloren zudem in feierlichem Zug ein Wachslicht in die Nikolauskapelle - die zwischen Großer und Kleiner Ulrichstraße stand - gebracht.

Spärlich beleuchtete Straßen

In den Tagen vor dem Hohen Feste, wie Neuß schreibt, hörte man in den engen, nur spärlich beleuchteten Straßen das dumpfe Brummen des Rumpeltopfes, den die Hallorenfrauen bedienten. „Ein ganz gewöhnlicher irdener Topf mit Seifenwasser, Quirl und überspanntem Felle und sein einfacher dumpfer Ton oder vielmehr ‚Gegrunze‘, das dadurch entstand, dass das eigentümliche Geräusch gequirlten Seifenwassers durch die gespannte Blase sich trommelartig verstärkte“, liefert der Stadtarchivar eine zeitgenössische Beschreibung aus dem Jahr 1807.

Der Verfasser sah den Sinn im Rumpeltopfgehen in der Ansage des bevorstehenden Festes. Die Hallorenfrauen zogen dabei singend von Haus zu Haus. Um Geldspenden zu erhalten, vermutet Neuß. Um 1820 sei dann die Sitte des Rumpeltopfgehens „abgetan“ worden.

Eine andere Tradition hat sich dagegen gehalten. Bis heute. „Das historische Weihnachts- und Silvesteressen war und ist in Halle noch immer der Heringssalat“, so Erich Neuß. Wer ihn verspeiste, sollte im neuen Jahr immer Geld haben.