Feiern unter (fast Feiern in Halle (Saale): Was den Bauernclub so einzigartig macht

Halle (Saale) - Der Bauernclub in Halle, das ist Tradition - und doch ist alles immer wieder neu. Als ältester und mittlerweile einziger Studentenclub in Halle, der nur von Studenten betrieben wird, wurde der Bauernclub 1972 von den Studenten der Agrarwissenschaftlichen Fakultät gegründet - und seitdem erfolgreich immer weiter geführt.
Jede neue Studentengeneration erlebt hier trotz aller Tradition auch immer neue Geschichten. Ein Teil davon sind der aktuelle Vorsitzende des Bauerclubs Carl Senkel und Resident Lars Wohlfarth.
Im Bauernclub läuft auch Schlager: „Wenn Pur wüsste....“
Direkt neben der Uni versteckt sich der kleine Club ein wenig in der Häuserfront des Kaulenbergs - doch nicht nur Halles Studenten wissen natürlich, wo sie die Feierlocation finden. Und das, obwohl der Club umgezogen ist, vorher war er in der Nähe des Steintors.
In einem „echten“ Studentenclub findet man natürlich auch überall Studenten: Am Tresen, am Einlass und selbstverständlich als DJ. Und da wird auch das Klischee der Agrarwissenschaftler bestätigt: „Natürlich gibt es bei uns Schlager - wenn Pur wüsste, was der Party-Hit-Mix hier auslöst, würden die uns sicher ein gratis Konzert geben“, scherzt Lars Wohlfarth.
Bauernclub hat ein breites Publikum gefunden
Er, der zwar auch noch Agrarwissenschaften studiert, arbeitet eigentlich längst auch als Radiomoderator und legt in seiner Freizeit als „DJ Sputniker“ im Bauernclub auf. „Das macht sich eigentlich ganz gut - von der Musik zur Musik“, erklärt er.
Aber im Bauernclub seien längst nicht mehr nur „Bauern“ zu finden: Mediziner und Juristen feiern hier genauso wie Auszubildende oder jene, die bereits im Arbeitsleben stehen und dem Club treugeblieben sind.
Im Bauernclub lässt es sich feiern wie unter freiem Himmel
„Da ist der Name natürlich etwas irreführend“, meint Wohlfarth. Aber das gemütliche Ambiente mit viel Holz und „Mampfplatz“ sorgen natürlich trotzdem für ein wenig dörfliche Stimmung. Und das - fast - unter freiem Himmel: Als wohl einziger Club in Halle hat der Bauernclub nämlich ein Glasdach. Wer beim Feiern also mal nach oben schaut, könnte mit etwas Glück sogar die Sterne beobachten.
Die wirklich geschichtsträchtigen Stücke hängen allerdings nicht zwischen den vielen Deko-Tafeln, erklärt Senkel. Der 32-Jährige war zwar nicht dabei, weiß aber noch, dass ein Student aus Jena 1972 nach Halle kam und den Bauernclub gründete. „Er kannte das Prinzip der Studentenclubs aus Jena“, erklärt Senkel. Er selbst studiert nicht mehr, ist mittlerweile Versuchstechniker in einer Saatgutfirma. 2017 hat er seine Bachelorarbeit abgegeben, aber seit zehn Jahren arbeitet er immer nebenher.
Warum der Bauernclub ein Ort ist, an dem sich Geschichte trifft
Letztlich sehen sich die Agrarler als Studentenclub von Studenten für Studenten - aber auch alle anderen. „Eigentlich ist es auch mehr als ein Club: Es treffen sich hier Stammtische zum Kartenspielen und quatschen, man kann den Raum zum Feiern mieten“, zählt Wohlfarth auf, immer wieder gebe es auch organisierte Diskussionsrunden zu politischen Themen aus der Region.
„Letztlich ist es ein Ort, an dem sich Geschichte trifft“, meint er, es gebe ein sehr familiäres Verhältnis. „Die Leute stehen neben mir am DJ Pult und wünschen sich Lieder“, erzählt Wohlfarth, vielen falle es schließlich sehr schwer, nach dem Studium auch den Bauernclub zu verlassen. Deshalb gibt es den mittlerweile auch „zum Mitnehmen“: Jede Menge kleine Werbeartikel wie Feuerzeuge oder Kalender erinnern an den Bauernclub.
Bauernclub Halle: Warum man hier erwachsen wird
Und trotzdem wünschen sich Lars Wohlfarth und Carl Senkel, noch mehr wahrgenommen zu werden - beispielsweise vom Studierendenrat, wenn es große Veranstaltungen gibt. „Schließlich sind wir auch ein bisschen wie eine Ausbildungsstätte“, meint Lars Wohlfarth, die Studenten würden durch die Gemeinschaft mutiger und erwachsener werden, Jungs würden hier zum Beispiel das allererste Mal tanzen - und alle gehören einfach dazu. (mz)