Fechtcentrum Halle Fechter Peter Joppich: Weltmeister trainiert Nachwuchs in Halle (Saale)

Halle (Saale) - Das Arbeitsgerät war dann auch für Peter Joppich reichlich ungewohnt. Beim Training in Halle forderte ihn ein kecker Knirps am Donnerstag mit einer Miniaturwaffe zum Duell heraus.
Peter Joppich, vierfacher Weltmeister mit dem Florett, zögerte nicht lange. Der Fecht-Star legte seine ihm so vertrautes Waffe mit der 90 Zentimeter langen Klinge beiseite und ließ sich auch eine wesentlich kürzere Version geben.
Auf der Planche dann machte der prominente Trainingsgast aber keine Zugeständnisse. „Der Nachwuchs will auch gar nicht, dass man ihn mit Absicht gewinnen lässt“, erzählte er später.
Fechter Peter Joppich: Mit Freundin und Tochter in Halle (Saale)
Joppich, der seit anderthalb Jahrzehnten das Nonplusultra seiner Disziplin weltweit ist, spricht aus Erfahrung. Die Jungs und Mädchen gieren vielmehr nach Tipps, wollen wissen, was sie noch besser machen können.
Hier ein Lob, da noch eine kleine Fachsimpelei hinterher - „mir macht die Arbeit mit den Talenten Spaß“, sagt Joppich. Und den Nachwuchsfechtern augenscheinlich auch.
Seit Donnerstag ist der 33-jährige Koblenzer an der Saale. Als die Anfrage kam, mit den Athleten des Fechtcentrums Halle die letzten Trainingseinheiten vor dem Händel-Cup an diesem Wochenende zu leiten, da musste er nicht lange überlegen.
„Für mich ist das zugleich eine Chance, mal dem Alltag zu entfliehen“, erklärt er. Freundin Ina Gorius - eine ehemalige Gymnastin und Tochter vom 76er Fechtolympiasieger Erk Sens-Gorius, sowie sein Töchterchen Nova sind mit auf Stippvisite.
Fechter Peter Joppich: Rekord von Alexander Romankow im Visier
Seit die Kleine vor fünf Monaten auf der Welt kam, erzählt Joppich, hat er nicht viel Zeit mit ihr verbringen können. Erst die Olympia-Vorbereitung und dann die Spiele selbst in Rio, jetzt das Training fünf Tage die Woche in Bonn und zwischendurch immer wieder Weltcups, dazu das BWL-Studium in Koblenz - „das alles geht nur mit Selbstdisziplin“.
Die Bundeswehr unterstützt den Sportsoldaten, und die Hochschule hat ihm eine zeitliche Streckung eingeräumt. Obwohl es ein Kraftakt war, hat der auch im Studium sehr ehrgeizig Joppich bisher alle Klausuren im ersten Anlauf geschafft, darauf ist Deutschlands Vor-Fechter stolz. Wenn er im Januar seine Bachelor-Arbeit fertig geschrieben hat, kann er sich wieder auf seinen Sport konzentrieren.
Das wird auch nötig sein, will Joppich im Juli in Leipzig mit dem bislang erfolgreichsten Fechter aller Zeiten, Alexander Romankow, gleichziehen. Der einst für die UdSSR Aktive hatte es zwischen 1977 und 1983 auf fünf Einzeltitel gebracht, Joppich hat bislang vier.
Fechter Peter Joppich: Trainingsstunden auf der ganzen Welt
Wie lange er überhaupt noch das Florett schwingen will auf allerhöchstem Niveau, lässt Joppich offen. Natürlich spielt die Erfahrung in seinem Sport eine große Rolle. Doch man muss auch Kraft haben, sagt der Fechter, der von größeren Verletzungen bisher verschont geblieben war, schnell sein und dynamisch. Sowie natürlich mit dem Herzen dabei.
Das ist Joppich immer noch. Deshalb engagiert er sich auch für den Nachwuchs, hat schon Trainingsstunden in Kanada oder Singapur gegeben. Und nun eben in Halle.
Bei dem „13. Händel-Cup der Saalesparkasse Halle“, einem sogenannten Cadet-Circuit-Turnier des Europäischen Fechtverbandes EFC, bei dem es auch um Punkte für die Qualifikation zur Kadetten-EM und -WM 2017 geht, bringt sich Joppich als Motivator ein. Er moderiert zudem die Wettkämpfe mit und ehrt am Ende die Besten.
Unter den 150 Startern aus 20 Ländern ist mit dem 16-jährigen Christoph Schätzke auch ein Florettfechter aus Halle, der mit Joppich für den Ernstfall probte.
Am Samstag, 10. Dezember, (Einzel) geht es um 8.30 Uhr in der Brandberge-Halle los, am Sonntag, 11. Dezember, (Team) um 9 Uhr. Die Finales sind jeweils gegen 17.30 Uhr.
(mz)