1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. "Eyetracking" für bessere Datenanalyse: "Eyetracking" für bessere Datenanalyse: Hallesches Startup in den Startlöchern

"Eyetracking" für bessere Datenanalyse "Eyetracking" für bessere Datenanalyse: Hallesches Startup in den Startlöchern

Von Denny Kleindienst 18.09.2020, 11:00
Taimur Khan und Jonas Kühl (vorne, v.l.) in ihrem Büro in Halle: Außer ihnen gehören noch drei Studenten zum Team.
Taimur Khan und Jonas Kühl (vorne, v.l.) in ihrem Büro in Halle: Außer ihnen gehören noch drei Studenten zum Team. Denny Kleindienst

Halle (Saale) - Die Klickzahl ist inzwischen zu einem geflügelten Begriff geworden, wenn es um erfolgreiche digitale Angebote geht. Wo viel geklickt wird, da gibt es auch viele Nutzer – so der Grundgedanke. Hinzu kommt: „Es ist einfach, die Klickzahl herauszukriegen“, wie Taimur Khan sagt.

Der Haken sei aber, dass das Klicken gerade einmal zwei Prozent der Interaktion auf einer Homepage ausmache. Die restlichen 98 Prozent passieren Khan zufolge visuell. Heißt: Der Nutzer guckt die allermeiste Zeit auf den Bildschirm. Doch welcher Bereich einer Webseite weckt sein Interesse, welchen beachtet er nicht? „Es gibt keine wirklichen Daten, die zeigen, was die Leute machen“, sagt Khan. Es gibt aber Möglichkeiten, um das herauszubekommen. Zum Beispiel per Blickerfassung. „Eyetracking“ heißt das in der Fachsprache.

„Unsere Idee ist, die Webcam dafür zu nutzen“

Taimur Khan, der aus Pakistan stammt und 2017 aus den USA nach Deutschland kam, hat zusammen mit dem gebürtigen Hallenser Jonas Kühl vor zwei Jahren das Unternehmen Adsata gegründet. Sie wollen Eyetracking vereinfachen. Das bisherige Verfahren sei umständlich und die dafür nötige Software sehr teuer.

„Unsere Idee ist, die Webcam dafür zu nutzen“, sagt Khan. Die Arbeit an einem eigenen Programm ist bereits fortgeschritten. Im März soll die erste Version, die Kunden nutzen können, erscheinen. Bis dahin läuft auch noch ihre Förderung durch die Investitionsbank Sachsen-Anhalt.

In Zukunft davon leben

In ihrem Büro im obersten Stock des Mitteldeutschen Multimediazentrums Halle geben die beiden einen Vorgeschmack. Ein Blick in die Webcam am Bildschirm, schon erscheint das eigene Gesicht als Raster, als eine Art grüne Maske. Bewegt man den Kopf, bewegt die Maske sich auch. Dann zeigt Taimur Khan anhand eines Beispiels, was sich durch die Blickerfassung herausfinden lässt.

Zu sehen ist eine Homepage mit unzähligen grünen Markierungen darauf. Sie veranschaulichen den Blickverlauf einer Testperson. Dann gibt es Markierungen in orange. Dort fokussierte sich der Nutzer auf etwas. Diese Daten helfen, „Seiten zu optimieren“, sagt Khan. Webseiten von Onlinehändlern zum Beispiel. Sie hätten auch schon eine positive Resonanz erhalten. Khan zufolge gibt es zwar „eine Handvoll Unternehmen, die das auch machen“.

„Unsere Kunden sollen schlauer werden daraus“

Doch sie alle würden Eyetracking jeweils anders angehen. Jonas Kühl erklärt, Adsatas Schwerpunkt liegt auf der Interpretation und Aufbereitung der Daten. „Unsere Kunden sollen schlauer werden daraus“. Und trotz dem Rückgriff auf die Webcams der Nutzer, könnten sie gewährleisten, dass personenbezogene Daten nicht weitergegeben werden, so Kühl.

Für die beiden Gründer ist ihr Startup kein Nebenprojekt. „Es hatte immer meine Priorität“, sagt Khan. Doch sie wollen auch nichts überstürzen. Ziel sei, auf lange Sicht davon leben zu können. Und so arbeitet Jonas Kühl noch als Personalentwickler und Taimur Khan als Lehrer für Webentwicklung. Adsata ist außerdem eines von drei jungen Unternehmen aus Halle, die in der kommenden Woche am „Investforum Pitch-Day“ teilnehmen.

Startups treffen auf Investoren

Beim Pitch-Day in Magdeburg treffen hundert Investoren aus ganz Deutschland auf 25 Startups. Von den 25 stammen neun aus Sachsen-Anhalt. Wie es in der Ankündigung heißt, gibt es auf der Veranstaltung einen Mix aus fünfminütigen sogenannten Pitches auf der Bühne sowie Eins-zu-eins-Speedmatchings, in denen Startups und Investoren sich individuell austauschen. Die begleitende Startup-Messe soll Raum zum Netzwerken geben.

Mit der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ sei das insofern vergleichbar, als dass die jungen Unternehmen sich präsentieren, sagt Christian Strebe. Es stehe aber kein Investor auf, um gleich seine Beteiligung am Startup kundzutun. Dieser Prozess dauere in der Regel mehrere Monate.

Kapitalbedarf zwischen 100.000 und 5 Millionen Euro

Strebe ist Projektmanager beim „Investforum Startup-Service“, einem vom Wirtschaftsministerium geförderten Bindeglied zwischen Startups und Investoren, und er arbeitet für die Univations GmbH in Halle, die den Pitch-Day koordiniert. Die 25 Startups kommen aus verschiedenen Branchen wie der IT oder dem Maschinenbau. Sie haben einen Kapitalbedarf zwischen 100.000 und 5 Millionen Euro.

Darunter seien Projekte, die gefördert werden, aber noch eine Anschlussfinanzierung brauchen, wie Strebe erklärt. Der Großteil seien aber Unternehmen, die schon Umsätze erwirtschaften und Kapital brauchen, um weiter zu wachsen. Der Pitch-Day findet nun zum 12. Mal statt. Strebe sagt: „Seit 2009 machen wir das. Wir haben mehr als 300 Startups betreut und über 70 Millionen Euro Kapital vermittelt.“ (mz)