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Ex-Firmenchef droht Prozess

Von Michael Tempel 13.01.2005, 17:20

Halle/Saalkreis/MZ. - Wie Dieringer erzählt, hatte seine Firma Ende 2003 in fünf Wohnhäusern in Dölau und Heide-Süd Heizungs- und Sanitärtechnik installiert. "Die Zahlungen unseres Auftraggebers erfolgten immer schleppender", berichtet Dieringer. Letztlich sei der Hallenser auf unbezahlten Rechnungen über "einen hohen fünfstelligen Betrag" sitzen geblieben. Keine Aussicht auf Nachzahlung: Mitte 2004 ging der Auftraggeber - laut Dieringer eine Baufirma aus Bennstedt im Saalkreis - in Insolvenz und wurde aufgelöst.

Wie der 41-jährige Ingenieur zudem berichtet, sind zwei weitere Firmen in ähnlichem Umfang betroffen. Sie hätten vor beziehungsweise nach Dieringers Firma die Aufträge abgearbeitet. Eines der Unternehmen sei durch die Zahlungsausfälle Pleite gegangen.

Aus Sicht Dieringers klare Insolvenzverschleppung. "Die Firmen wurden engagiert, obwohl sicher war, dass sie nicht bezahlt werden können." Laut Gutachten des Insolvenzverwalters sei die Bennstedter Firma lange Zeit zuvor bereits in Schwierigkeiten gewesen. Nun hat er den Fall seinem Anwalt übergeben und strebt einen Prozess an. "Es geht darum, solchen Leuten das Handwerk zu legen."

Der ehemalige Chef der Auftraggeber-Firma, der seinen Namen nicht veröffentlicht wissen will, bezeichnet die Vorwürfe als "Quatsch". Seine Firma sei zur fraglichen Zeit wegen Zahlungsausfällen tatsächlich angeschlagen gewesen. "Auftraggeber haben ihre Mittel zurückgehalten." Das sei aber inzwischen Alltag in der Branche.

Warum er trotz drohender Zahlungsunfähigkeit weiter Aufträge vergeben habe? "Die Hoffnung stirbt zuletzt", so der Ex-Unternehmer. Man habe immer damit gerechnet, dass Außenstände bezahlt würden. Er verstehe Dieringers Ärger. "Der wusste aber Bescheid."

Ganze Zunft betroffen

"Die Probleme mit schlechter Zahlungsmoral haben zugenommen", bestätigt Dirk Neumann, Jurist bei der Handwerkskammer Halle. "Es gibt auch Fälle, wo bewusst nicht gezahlt wird." Dem Gesetz nach seien die Geschäftsführer jedoch verpflichtet, Vertragspartner über wirtschaftliche Probleme ihrer Firmen zu informieren.

Lothar Dieringer will nicht nur aus privater Betroffenheit ein Exempel statuieren. Als Obermeister der Innung des Heizungs-, Sanitär- und Klimagewerbes Halle / Saalkreis (60 Mitgliedsfirmen) sieht er die Zunft zunehmend bewusster Zahlungs-Verweigerung ausgesetzt: "Ich kenne keine Firma, die nicht von Ausfällen betroffen ist. In dem Maße, in dem das zugenommen hat, lässt sich das nicht mehr nur mit Qualitätsmängeln begründen."