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Europäische Kulturhauptstadt Halle? Europäische Kulturhauptstadt Halle: Das meint der OB von Magdeburg Lutz Trümper zur Ankündigung von Bernd Wiegandht"

Von Robert Briest 19.08.2016, 12:23
Magdeburgs parteiloser Oberbürgermeister Lutz Trümper vor dem Rathaus in Magdeburg
Magdeburgs parteiloser Oberbürgermeister Lutz Trümper vor dem Rathaus in Magdeburg dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/Magdeburg - Ein wenig geärgert hat sich Magdeburgs Bürgermeister Lutz Trümper (parteilos) wohl schon über die überraschende Ankündigung seines halleschen Amtskollegen Bernd Wiegand (parteilos) sich um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2025 bewerben zu wollen. Den möchte die Landeshauptstadt nämlich gern selbst erringen und bereitet eine entsprechende Bewerbung bereits seit fünf Jahren vor. „Was diese selbst ernannte Kulturhauptstadt Halle da macht, interessiert mich überhaupt nicht“, gab Trümper laut Volksstimme daher in einer ersten Reaktion am Donnerstagabend klare Kante.

Mit einer Nacht Abstand fällt seine Reaktion gegenüber der MZ moderater aus: Eigentlich müsse er sich ja nicht zu Wiegands Ankündigung äußern: „Es steht ja jeder Stadt frei, sich zu bewerben. Am Ende wird es ohnehin 10 bis 15 Konkurrenten geben.“ Durch Halles mögliche Bewerbung sieht Trümper daher keine Beeinträchtigung für die eigenen Erfolgschancen.

Bewerbung von Magdeburg

Magdeburg hatte sich bereits vor fünf Jahren entschieden den Hut in den Ring um Europas Kulturkrone 2025 zu werfen. Die geht, das hat die EU bereits vor Jahren festgelegt, in jenem Jahr an eine slowenische und eine deutsche Stadt. Mittlerweile wurde in der Landeshauptstadt bereits ein Büro eingerichtet, dass die Bewerbung koordinieren soll. Auch erste Kampagnen sind bereits gelaufen.

Bis 2019, wenn die Unterlagen bei der Auswahlkommission eingereicht werden müssen, die sich dann im Folgejahr final entscheiden will, will Magdeburg insgesamt vier Millionen Euro in das Projekt stecken. Finanzielle Unterstützung vom Land gebe es dafür nicht, betont Trümper. Die im Koalitionsvertrag fixierte Unterstützung der Magdeburger Bewerbung sei rein ideeller Natur. 

„Kultur“, „Halle“ und „Hauptstadt sind Reizworte

„Kultur“, „Halle“ und „Hauptstadt“ sind für Trümper trotz der erklärten Gelassenheit im Angesicht einer möglichen halleschen Bewerbung Reizworte. Vor allem die vom sachsen-anhaltinischen Bildungsminister und halleschen CDU-Chef Marco Tullner vergangene Woche in der MZ angestoßene Diskussion reizt den Magdeburger OB noch immer. Tullner hatte Zweifel an der Legitimität der Bewerbung der Landeshauptstadt geäußert, weil er Halle als Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts sieht. Der Minister erklärte, dies sei Teil des Gründungskonsenses des Landes gewesen.

„Ich kritisiere, dass weil sich eine Stadt im Land als Kulturhauptstadt versteht, sich eine andere Stadt nicht als europäische Kulturhauptstadt bewerben dürfen soll. Das ist absurd“, erzürnt sich Trümper: „Ich weiß gar nicht, was man für eine depressive Haltung haben muss, um eine solche Diskussion zu führen.“

Lutz Trümper sieht Halle übervorteilt

Das Magdeburger Stadtoberhaupt sieht Halle im Kulturbereich ohnehin vom Land übervorteilt. „Da gibt es eine Ungleichheit zu Ungunsten Magdeburgs.  Es gab nie eine Gleichbehandlung und gibt sie auch heute nicht, obwohl wir die seit Jahren einfordern.“ So sei etwa der Magdeburger Wunsch nach einem eigenen Landesmuseum bisher unerfüllt geblieben, begründet Trümper. An konkreten Zahlen kann er die empfundene Benachteiligung gleichwohl nicht festmachen.

Der Titel der europäischen Kulturhauptstadt wird seit 1985 regelmäßig vergeben, seit 2004 stets an zwei Städte. In diesem Jahr sind dies San Sebastian und Wroclaw. Deutschland ist das nächste Mal 2025 an der Reihe. Interesse an einer Bewerbung haben neben Magdeburg bereits auch Dresden, Nürnberg, Würzburg und Chemnitz verkündet.

Minister Rainer Robra stärkt Magdeburg

Sollte sich neben Magdeburg auch Halle um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025 bewerben, kann die Saalestadt nicht mit der Unterstützung des Landes rechnen. Kulturminister Rainer Robra (CDU) wies am Freitag in einer Mitteilung auf den Koalitionsvertrag hin, wonach Sachsen-Anhalt die Bewerbung Magdeburgs unterstützen wird. „Das Land ist schlicht nicht in der Lage, eine weitere parallele Bewerbung finanziell zu unterstützen“, schrieb Robra. Es stehe natürlich jeder Stadt frei, sich zu bewerben. Das Land habe die Stadt Halle schon bei einer früheren Kulturhauptstadt-Bewerbung unterstützt.

Kulturminister Robra setzt auf Mäßigung: „Es wäre schön, wenn weniger regionale Befindlichkeiten im Zentrum der Debatte ständen, sondern ein edler Wettbewerb um die besten Ideen und Konzepte. Dann würde auch der Kulturstandort Sachsen-Anhalt insgesamt davon profitieren.“ (mz)